Neumühl/Obermarxloh. . Seit 27 Jahren dient an der Gesamtschule Emschertal ein Kellerraum als Kantine. Schüler, Eltern und Lehrer wollen das nicht mehr akzeptieren.
Um zehn Uhr am Montagmorgen verließen rund 600 Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Emschertal ihre Klassenräume an der Albert-Einstein-Straße und setzten sich mit Transparenten, Brötchen, Obst und Getränken auf den Schulhof. Die Jugendlichen demonstrierten – nicht nur für eine neue Schulmensa.
Seit 27 Jahren dient in der größten Schule Neumühl ein Kellerraum als Aushilfs-Mensa. Abgesehen von der Dunkelheit und dem beengten Ambiente, erfülle die Ausstattung dort nicht mehr das, was in Zeiten der Ganztagsschule von einer modernen Mensa erwartet werden dürfe: „Wenn die Mitarbeiterinnen in der Mensa Salat auf die Brötchen legen wollen, müssen sie den vorher zu Hause abwaschen“, sagt Schulleiter Christoph Hönig, „weil die Mensa-Waschbecken nicht den gesetzlichen Anforderungen entsprechen.“
Fertigessen aus dem Discounter als Alternative
Der Salat sei freilich noch das kleinste Problem von Schülern, Eltern und Lehrern an der Emschertal-Gesamtschule: „Wer es vermeiden kann, geht nicht in die Mensa“, sagt Schülersprecher Kenan, der die elfte Klasse besucht„dann holen wir uns eben etwas aus dem Discounter. Obwohl wir lieber etwas anständiges essen würden.“
Vor 30 Jahren, sagen Neumühler Elternvertreter und Pädagogen, die dem Sitzstreik beiwohnen, habe eine Schulmensa noch nicht die Bedeutung gehabt, die sie heute, in Zeiten der Ganztagsschule habe. An bis zu drei Tagen in der Woche hielten sich die Kinder von 7.50 Uhr bis 15.50 Uhr in der Schule auf: „Viele Jungs kommen auch noch ohne Frühstück in die Schule“, sagt der Elternpflegschafts-Vorsitzende Andreas Janz, „und kriegen dann in der ganzen Zeit keine vernünftige Mahlzeit. Untragbar.“
Streik auch am zweiten Standort in der Kampstraße
Die Schulleitung und die Lehrer, sagt Janz, würden seit Jahren alles versuchen, um die Situation zu verbessern. Neben der Hoffnung auf eine angemessene Schulmensa, streiken die Gesamtschüler in Neumühl und ihre Mitschüler am zweiten Schul-Standort, auf der Kampstraße, auch für eine größere, besser ausgestattete Schule: „Es fehlen seit Jahren Fachräume, Aufenthaltsräume, es fehlt ein großes Lehrerzimmer, es fehlen Büros für die Schul-Abteilungsleitungen“, sagt Hönig, „wir haben nicht einmal ein Eltern-Sprechzimmer.“
Schulleiter Christoph Hönig, der während des Ortstermins leidenschaftlich für eine Pädagogik wirbt, die kein Kind auf der Strecke lassen soll, sieht in der Aktion der Schüler – trotz des traurigen Anlasses – etwas pädagogisch Wertvolles: „Natürlich lernen die Kinder hierbei ganz viel“, sagt der Rektor, „sie lernen, sich gemeinsam zu engagieren. Dies hier ist handlungsorientierter Politikunterricht.“
Aktion ist „handlungsorientierter Politikunterricht“
Hönig ist ein Verfechter der Inklusion, ein Fürsprecher der Integration von Flüchtlingskindern: „Liegt uns an dieser Schule alles sehr am Herzen. Aber dafür brauchen wir die Ausstattung, auf die wir jetzt schon seit so vielen Jahren warten.“ Noch einmal könne die Schule nicht 15 Jahre warten, jetzt müsse etwas passieren, da sind sich Eltern, Schüler und Pädagogen einig.