Marxloh. . SPD-Kommunalpolitiker Claus Krönke hat am vergangenen Freitag seine zehnte „Insider-Tour“ veranstaltet. Teilnehmer kommen ins Gespräch.
Claus Krönke, stellvertretender Bezirksbürgermeister und SPD-Mann, der seit Jahren in Marxloh lebt und arbeitet, hat seine Grundsätze. „Um etwas zu verstehen, sollte man mit den Beteiligten reden und nicht über sie reden“, lautet einer davon.
Darauf basierend, verwirklichte Krönke vor etwas mehr als einem Jahr die Idee einer Tages- und Nachtführung durch den Stadtteil Marxloh. Den zehnten Touren-Doppelpack hat er mit zwölf Teilnehmern am vergangenen Freitag hinter sich gebracht.
Essener Lehrerin traute sich nicht nach Marxloh
„Wir haben größtenteils Teilnehmer, die nicht aus Duisburg kommen“, sagt Krönke, „beim letzten Mal war zum Beispiel eine Essener Lehrerin mit ihrem Mann dabei. Allein hat sie sich nach dem, was sie in überregionalen Medien über den Stadtteil gelesen und gehört hat, nicht nach Marxloh getraut.“
Das Essener Ehepaar habe nach der Tour, die nach 23 Uhr mit einem gemütlichen Beisammensein endete, nur wenig Verständnis für das kursierende Marxloh-Bild gezeigt: „Die sagten, dass es in Essen einige weitaus schlimmere Ecken gebe.“
So geht es laut Krönke vielen Teilnehmern – darunter viele Lehrer oder Hochschul-Angestellte – die von ihm vom Pollmanneck über Kaiser-Wilhelm-, Hagedorn-, Franz-Julius- und Henriettenstraße geführt werden: „Die sind erstaunt über die Vielfalt des Stadtteils“, sagt Krönke, „natürlich ist es ein sozialer Brennpunkt, natürlich gibt es Drogen-, Müll- und andere Probleme. Aber es ist nicht der Abgrund aus Kriminalität und Gewalt, als der Marxloh so gern dargestellt wird.“
Besuche bei Kurden und Roma-Familien
Krönke reicht es nicht, die Teilnehmer durch die Straßen zu führen. Er besucht Roma-Familien in ihren Wohnungen und gibt den Teilnehmern die Möglichkeit zu Gesprächen. Er kehrt mit seinen Gruppen auf einen Kaffee in kurdischen Kulturvereinen ein, um anschließend einen Tee mit konservativen Muslimen zu trinken: „Dabei kommt dann häufig heraus, was wir ohnehin alle wissen sollten: Eigentlich sind wir alle gleich“, sagt Krönke, „alle wollen, dass ihre Kinder gute Schulen besuchen und irgendwann in Frieden und sozialer Sicherheit leben.“
Bislang bietet Krönke an seinen Tour-Terminen immer zwei Möglichkeiten an: „Die Tour vor Sonnenuntergang dauert von 17 bis 20 Uhr, die Abend- und Nachttour bis ungefähr 23 Uhr.“ Zuletzt habe sich jedoch ein Problem herauskristallisiert: „Von wegen, No-Go-Area“, sagt Krönke lachend, die Nachttour ist den Leute oft zu langweilig gewesen, weil schlicht nichts los war.“ Künftig soll es eine Tour geben: „Eine Tag- und Nacht-Tour.“
Dass Krönke in den sozialen Netzwerken von den Teilnehmern für seine Touren gefeiert wird, hat fast etwas Ironisches: „Ich mache das ja gerade, um das verquere Bild gerade zu rücken, dass bei Nutzern sozialer Netzwerke entsteht, die stereotypen und einseitigen Marxloh-Berichten vertrauen.“