Ruhrort. . In Ruhrort regt sich Widerstand gegen die Sparzwänge des Bistums Essen. St. Maximilian soll zunächst erhalten bleiben. Die Gläubigen zweifeln.
„Warum sollen wir sparen? Warum nicht die anderen?“ Solche Sätze hört man in katholischen Kirchen derzeit häufig. Seit das Bistum Essen unter dem blumigen Namen „Pfarreientwicklungsprozess“ (kurz: PEP) massive Sparzwänge verordnet hat, brodelt es unter der Oberfläche. In Ruhrort regte sich in den vergangenen Monaten sogar offener Widerstand.
Pfarrei will Kirchen schließen
Der Name Maximilian stammt vom lateinischen Maximus: „der Größte“. Und für viele Kirchgänger in Ruhort ist ihre Maximilian-Kirche genau das: das Größte, das Wichtigste. Ein Stück Heimat. Eine Landmarke, die Ruhrort prägt. Doch die stolze Binnenschifferkirche ist ein Wackelkandidat. Zumindest befürchten das die Gläubigen. Denn die große Pfarrei St. Michael, in die das Ruhrorter Gotteshaus eingebunden ist, muss mehrere Kirchen schließen. Das stand schon bei den ersten Plänen, die im Sommer diskutiert wurden, fest. Am morgigen Sonntag soll das Votum der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Und jetzt, kurz vor der Verkündung der PEP-Ergebnisse, geben sich die Katholiken aus St. Maximilian entschlossener denn je. Sie wollen kämpfen.
Dabei, so versicherte im Dezember bereits ein Schreiben des Bistums, will die Pfarrei die Kirche nach Möglichkeit erhalten. Wörtlich heißt es:
„Eine Schließung der St.-Maximilian-Kirche wird in der Koordinierungsgruppe nicht erwogen. Im Gegenteil: Die Verantwortlichen vor Ort wollen die Kirche St. Maximilian in ihrem Votum an den Bischof mittelfristig erhalten wissen.“
Eine „mittelfristige“ Sicherheit aber ist den Gläubigen in St. Maximilian nicht genug. Sie wollen dafür kämpfen, dass die Sparzwänge an ihnen vorbeigehen. Dass die Kirche mindestens die kommenden zehn Jahre von Pfarrei und Bistum komplett finanziert wird – mit allem, was dazugehört.
Angeführt von dem Ruhrorter CDU-Vorsitzenden Peter Büttgenbach gründen einige Gemeindemitglieder derzeit einen Verein zur Rettung der Kirche. Büttgenbach, der selbst gar nicht Gemeindemitglied ist, sich aber öffentlichkeitswirksam für die Belange der Ruhrorter einzusetzen weiß, wird der Erste Vorsitzende werden. An seiner Seite steht das langjährige Gemeinderatsmitglied Gabriele Wennmann. Für sie ist St. Maximilian „wie ein Wohnzimmer“, so viel Zeit hat sie hier verbracht.
Gutachten als Hoffnungsschimmer
Als die Pfarrei im vergangenen Juli die Bau- und Unterhaltungskosten für die einzelnen Kirchen durchrechnete und für St. Maximilian stolze 700 000 Euro für eine Sanierung des Dachs veranschlagte, hatte Wennmann einen befreundeten Architekten beauftragt. Der fertigte ein eigenes, von Spenden der Gemeinde finanziertes Gutachten an. Und der Architekt kam auf einen niedrigeren Kostenbedarf: von unter 10 000 Euro, die bis 2030 fällig würden. Ein Hoffnungsschimmer für die Gläubigen, die seitdem mit viel Leidenschaft den Widerstand gegen das Bistum Essen organisieren.
1903 Unterschriften für den Erhalt der Kirche haben sie gesammelt und an den Bischof geschickt, Benefizkonzerte veranstaltet und die örtliche Grundschule in Projekte eingebunden. Sogar einen Malwettbewerb haben sie mit den Schülern veranstaltet. Wunderschöne, traurige Bilder sind herausgekommen. „Hier habe ich meine Taufe gefeiert“, schreibt ein Mädchen namens Samantha aus der Klasse 4b über ihr Werk.
„Die Kinder sind unsere Zukunft“, sagt Gabriele Wennmann. Sie weiß: Wenn die Kirche Bestand haben soll, dann braucht es neue Schäfchen, die künftig die Bänke drücken. Die Jugend muss angelockt werden. Darum will sich der Verein kümmern: Mit Theaterprojekten genauso wie mit einem hippen Orgelkonzert im November, das von einer Lasershow begleitet werden soll.
Kontakt zu großen Firmen als Förderer hat Peter Büttgenbach bereits aufgenommen. Er hofft, dass so einige Kosten zu bestreiten sind. Die Pfarrei hingegen hofft, dass sie in den kommenden Jahren nur noch Instandhaltungsmaßnahmen selbst finanzieren muss und der Förderverein für alle größeren Baumaßnahmen aufkommen kann. Dagegen aber wollen sich Büttgenbach und Wennmann aktiv wehren: „Das ist lächerlich. Wie sollen wir das denn als Verein stemmen?“
Verständnislosigkeit und Wut
Wütend sind sie auf das Bistum: „Die Kirche soll ihre Schäfchen weiden und nicht scheren“, sagt Wennmann. „Wohin fließen denn unsere Kirchensteuern? Wenn ich bezahle, dann will ich, dass meine Kirche in Ruhrort aufrechterhalten wird – und nicht irgendwelche anderen Kirchen.“ Und dann fallen auch hier die Vorwürfe, die derzeit so oft zu hören sind. Da ist die Sprache von „kölschem Klüngel“, von anderen Gemeinden, die genauso wenig Gläubige hätten – aber vielleicht bessere Kontakte?
Wenn es um den eigenen, geliebten Kirchturm geht, ist sich jeder selbst der Nächste.