Obermarxloh. . Nach peinlichen Pannen praktiziert Politik Pragmatik: Straße im Zebrapark wird „Im Zebrapark“ heißen. Name von NSDAP-Mitglied verworfen.

Von Lina Eckert, der vor über 100 Jahren verdienstvollen Sozialforscherin, wollte in der Bezirksvertretung Hamborn jetzt niemand mehr etwas wissen. Jedenfalls nicht bei der Verleihung eines Straßennamens für die private Erschließungsstraße des neuen Gewerbegebiets Zebrapark an der Straße Im Holtkamp.

Stattdessen setzten SPD und CDU nach längerer Diskussion den Namen „Im Zebrapark“ durch. Sie folgten damit dem Wunsch des Projektentwicklers (wir berichteten).

Eckert war Mitglied der Nazi-Partei NSDAP

Die Stadtverwaltung hatte ursprünglich den Namen Dr.-Lina-Eckert-Straße dafür vorgeschlagen, dabei aber nicht bedacht, dass die schon 1942 Verstorbene auch Nationalsozialistin war. Während in der Bezirksvertretung Hamborn Kontroversen sonst die große Ausnahme sind, brachten sich bei diesem Thema alle politischen Gruppierungen und Vertreter ein.

„Eine Benennung nach ihr kommt für uns nicht in Frage“, erklärte der neue SPD-Sprecher Christopher Hagenacker. Stattdessen schlug er vor, dem Vorschlag des Investors zu folgen. Begründung: „Es gibt im Duisburger Norden viele MSV-Fans.“ Die benachbarten „Löwen“ vom Verein Hamborn 07 müssten sich durch die Benennung dieser Privatstraße nicht verletzt fühlen, betonte er.

Herbert Fürmann fehlt der historische Bezug

„Aber wo bleibt der historische Bezug?“, fragte Herbert Fürmann (Linke). In ihrem Papier zur Vergabe von Straßennamen hatte die Stadtverwaltung dieses Kriterium besonders betont. Fürmann brachte den Namen des 1944 von den Nazis ermordeten früheren Hamborner KPD-Reichstagsabgeordneten Mathias Thesen ins Spiel. „Ich werde damit seit Jahren immer wieder auf die nächste Straße vertröstet.“ Vor den Toren der „Löwen“ mit ihrer Sportanlage Im Holtkamp eine Straße nach deren ärgstem Konkurrenten zu benennen, das wertete Fürmann als Affront.

Auch müsse man nicht unbedingt dem Wunsch des Investors folgen. Das mache man bei anderen Gewerbegebieten ja auch nicht, argumentierte er. Hans-Werner Schwarz (parteilos) wunderte sich, dass der Brief des Investors an die Stadt bei der geheimen Vorbesprechung der Sitzung noch nicht bekannt war, jetzt aber überall auf dem Tisch lag. „Ich halte die eigene Identität für wichtiger“, argumentierte der frühere AfD-Mann.

Und da komme in der Nachbarschaft der „Löwen“ nur der Name von Paul Zielinski, des früheren Fußball-Nationalspielers (1934 bis 1936), in Betracht. Denn die „Löwen“ würden ja nur so heißen, weil dies das frühere Wappentier der Stadt Hamborn gewesen sei. Im Vereinswappen hätten sie aber den Adler. Den Löwen im Vereinswappen habe aber nur der Verein Union Hamborn 02 gehabt. Und Paul Zielinski habe beiden Vereinen gedient, den „Löwen“, also Hamborn 07, als Trainer und vorher Hamborn 02 als Spieler.

Britta Söntgerath hätte sich Frauen-Namen gewünscht

Ratsfrau Britta Söntgerath (Piraten) brachte in Erinnerung, dass es ja ei­gentlich Ziel sei, mehr Straßen nach Frauen zu benennen. Und da gebe es doch in der Vorschlagsliste auch eine Sportlerin. Deren Namen nannte sie nicht. Gemeint war wohl Ursula Kaminzuro, eine hochklassige frühere Tischtennisspielerin, die aber keinerlei Bezug zu Hamborn hat. Auch Birgül Serman (Grüne) sprach sich für einen Frauennamen aus.

Eine Straße im Gewerbegebiet nach einer Frau zu benennen, das wiederum hielt Bezirksbürgermeister Uwe Heider für unwürdig und berief sich dabei auf einen Leserbrief. Marcus Jungbauer (CDU) erteilte dem KPD-Mann Thesen eine Absage. Schließlich habe auch eine Militäreinheit der früheren DDR, deren Geschosse gegen Westen gerichtet waren, dessen Namen getragen. Zwar könne er die Argumente von Hans-Werner Schwarz nachvollziehen. „Aber einem privaten Investor sollten wir nicht irgendeinen Namen aufzwingen.“

Dann wurde abgestimmt: Elf oder zwölf Stimmen von SPD und CDU für „Im Zebrapark“, drei von Linken, Grünen und Schwarz dagegen.