Obermarxloh. Erneut ging es in der Bezirksvertretung Hamborn um den Zebrapark, das neue Gewerbegebiet Im Holtkamp, diesmal aber nicht um Baumfällungen. Dessen u-förmige Erschließungsstraße sollte einen Namen bekommen. Und die Stadtverwaltung hatte den Namen Dr.-Lina-Eckert-Straße vorgeschlagen. Sie nahm Bezug auf eine Ende August geführte Diskussion (wir berichteten). Der Name sorgte indessen für Verwirrung. Denn jemand hatte den Bezirksvertretern vor der Sitzung nachgewiesen, dass die Dame der NSDAP angehört hat.
Erneut ging es in der Bezirksvertretung Hamborn um den Zebrapark, das neue Gewerbegebiet Im Holtkamp, diesmal aber nicht um Baumfällungen. Dessen u-förmige Erschließungsstraße sollte einen Namen bekommen. Und die Stadtverwaltung hatte den Namen Dr.-Lina-Eckert-Straße vorgeschlagen. Sie nahm Bezug auf eine Ende August geführte Diskussion (wir berichteten). Der Name sorgte indessen für Verwirrung. Denn jemand hatte den Bezirksvertretern vor der Sitzung nachgewiesen, dass die Dame der NSDAP angehört hat.
Studie über Lage der Frauen
Davon war weder in der aktuellen Sitzungsvorlage die Rede, noch in der der August-Sitzung. Damals ging es darum, Frauen ausfindig zu machen, die würdig genug wären, eine Straße nach ihnen zu benennen. Von 32 aufgeführten Namen wurde aber nur sie dem Bezirk Hamborn zugeordnet. Dabei war die gebürtige Lothringerin, die in Hagen und Düsseldorf lebte und 1942 starb, nie in Hamborn ansässig. Wohl führte sie hier eine als bedeutend eingestufte sozio-ökonomische Studie über die Lage der Frauen in der Arbeiterstadt Hamborn vor dem Ersten Weltkrieg durch. Damit erwarb sie 1913 als eine der ersten Frauen in Deutschland den Doktortitel.
Ihr Lebenslauf wurde von der früheren Gleichstellungsbeauftragten der Stadt, Doris Freer, nachgezeichnet. Sie vermerkte darin noch, dass Eckert sich vor dem Ersten Weltkrieg für das Wahlrecht der Frauen einsetzte, allerdings nicht auf demokratischer Grundlage. Damals wurden das Preußische Abgeordnetenhaus, also der Landtag, und die Gemeindevertretungen nach dem sogenannten Drei-Klassen-Wahlrecht gewählt. Das vermögendste und daher steuerkräftigste Drittel der Wahlberechtigten, ausnahmslos Männer, wählte genauso ein Drittel der Abgeordneten wie das ärmste und steuerschwächste Drittel, auch wenn Letzteres zahlenmäßig in der Mehrheit war. Das führte in Essen zu der Kuriosität, dass der Industrielle Friedrich Krupp zeitweise alleine ein Drittel der Stadtverordneten bestimmen durfte.
Dr. Lina Eckert, die zeitweise mit einem Fabrikanten verheiratet war, gehörte danach zu den Frauen, die auf dieser Grundlage auch den Frauen das Wahlrecht gewähren wollte, nicht aber nach dem allgemeinen und gleichen Wahlrecht, wie es die Sozialdemokraten schließlich durchsetzten.
Vor allem die Zugehörigkeit zur NSDAP und anderen NS-Organisationen irritierte jetzt die Bezirksvertreter. Zumal die Stadtverwaltung so tat, als würde es bereits einen Beschluss der Bezirksvertretung geben, neue Straßen künftig nur nach Frauen zu benennen. Aber so einen Beschluss hat die Bezirksvertretung bislang nicht gefasst. Nur sie ist aber dafür zuständig. Die Vorlage vom August war nur eine vom Rat der Stadt in Auftrag gegebene Untersuchung.
„So reicht uns das nicht“, befand SPD-Sprecher Volker Thierfeld und beantragte Erste Lesung der Vorlage. Hans-Werner Schwarz (parteilos, vorher AfD) regte wegen des Namens Zebrapark und der Nachbarschaft der großen Sportanlage an, die Straße nach einem der früheren Fußball-Nationalspieler zu benennen, nach denen SPD, Linke und Grüne Straße und Park am Hamborner Freizeitbad nicht benennen wollten.
Ratsfrau Britta Söntgerath (Piraten) konnte nicht glauben, dass Doris Freer eine so lückenhafte Darstellung geschrieben hat. „Sie weiß schon, was sie vorgeschlagen hat. Dennoch sollte das Thema nochmals mit Sachverständigen diskutiert werden“, erklärte sie.
„Musste man da wirklich überall drin sein“ (NS-Lehrerbund, NS-Volkswohlfahrt, Reichsluftschutzbund, Verein für das Deutschtum im Ausland), fragte Marcus Jungbauer (CDU). Er fand, der Name von Paul Zielinski, des 15-fachen Nationalspielers, passe besser.
„Hamborn war ein Widerstandsnest gegen die Nazis“, ergänzte Volker Thierfeld. Es gebe genug Frauen aus dem Widerstand, nach denen man so eine Straße benennen könne. Auch Martina Will (SPD) hielt den Vorschlag vor diesem Hintergrund für unglücklich, auch wenn die Wissenschaftlerin vielleicht in einer Notlage so gehandelt habe. Die Angelegenheit wurde vertagt.