Duisburg-Hamborn. . Die Marxloher Ratsfrau Marion Stöbbe und der Hamborner Bezirksvertreter Hans-Werner Schwarz haben die AfD verlassen. Mandate wollen sie behalten.

Ratsfrau Marion Stöbbe und Bezirksvertreter Hans-Werner Schwarz sind Mitte des Monats aus der AfD ausgetreten. Über ihre Gründe sprachen sie mit Mitarbeiter Martin Kleinwächter.

Was hat Sie eigentlich seinerzeit zur AfD geführt?

Stöbbe: Ich war vorher politisch nie engagiert, lebe aber seit 23 Jahren in Marxloh. Ich habe den Niedergang dieses Stadtteils miterlebt. Dagegen wollte ich etwas tun. Als eine Ursache galt für mich die unkontrollierte Zuwanderung aus Südosteuropa. Deswegen kam ich zur AfD.

Was sprach für die AfD?

Stöbbe: Direkte Demokratie, Volksbefragungen, waren 2013 deren große Themen. Zum Beispiel zur Rettung der Banken oder zur Hilfe für Griechenland. Alles Themen, zu denen die Bürger nicht gefragt wurden. Die Gelder kamen doch nie bei den Bedürftigen dort an.

Und bei Ihnen, Herr Schwarz?

Schwarz: Ich habe mich viele Jahre in Sportvereinen und -verbänden engagiert, bekam dabei die Unzufriedenheit vieler Menschen mit. Ab 2008 habe ich dann an den Bürgerforen zu „Duisburg 2027“ zur künftigen Entwicklung der Stadt mitgearbeitet. Die hatte der damalige OB Adolf Sauerland einberufen. Größere Bürgernähe, die die AfD versprach, und die Möglichkeit, etwas für die Bürger, für Duisburg und für den Sport zu tun, waren Gründe.

Welches Verhältnis haben Sie zu rechtem Gedankengut wie Stolz auf die Deutsche Wehrmacht oder Kritik am Holocaust-Mahnmal in Berlin?

Stöbbe: Das war nie mein Thema. Mir geht es nicht um die Vergangenheit, sondern um die Zukunft.

Schwarz: Mir ist immer schleierhaft geblieben, wie man solche Themen überhaupt aufgreifen kann. Die passen nicht zu einer Partei, die den Anspruch hat, Volkspartei zu werden. Damit wurde nur der rechte Rand des Wählerspektrums bedient.

Fanden Sie es belastend, immer mit Leuten wie Höcke und seinem Flügel in Verbindung gebracht zu werden?

Schwarz: Ja. Für die Kommunalpolitik war das hinderlich.

Stöbbe: Ich will doch hier vor Ort etwas bewegen, musste mich aber ständig dafür rechtfertigen. Das hat nur von den Problemen abgelenkt, die wir vor Ort haben.

Wenn Sie, Frau Stöbbe, aber der Zuzug nach Marxloh so gestört hat, hat das ausländerfeindliche Gründe?

Stöbbe: Nein, ich habe selbst in der Familie Südamerikaner und Ex-Jugoslawen. Worum es geht, ist die Zusammenballung, die Ghettoisierung in einem einzigen Stadtteil – mit allen negativen Folgen, nehmen Sie nur die Vermüllung.

Haben Sie noch andere Beispiele?

Schwarz: Nehmen Sie doch die neuen Schulcontainer an der Herbert-Grillo-Gesamtschule. Da hat die Verwaltung nicht begründet, warum es nicht möglich ist, Kinder mit dem Schulbus zu anderen Schulen zu bringen, um die Zusammenballung von Schülern ohne deutsche Sprachkenntnisse zu verringern.

Stöbbe: Mich macht das wütend, dass diese Themen nicht ehrlich angesprochen werden und dass derjenige, der es wagt, in die rechte Ecke gestellt wird. Es erschwert doch die Integration dieser Menschen nur, wenn die bloß unter sich bleiben.

Wie soll es in der Bezirksvertretung Hamborn weitergehen? Sind Sie mit der dortigen Arbeit zufrieden?

Schwarz: Nein, viele Themen werden ja nur pro forma behandelt, weil längst alles im Hinterzimmer vorentschieden wurde. Auch wird mir ja das Recht bestritten, Anträge zu stellen.

Aber warum melden Sie, Frau Stöbbe, sich nie in der Bezirksvertretung zu Wort? Sie könnten Herrn Schwarz doch unterstützen­.

Stöbbe: Wir stimmen uns vorher ab und er trägt unsere gemeinsame Position vor. Ich gestehe offen, dass ich mit dem Problem der Ausgrenzung durch die Anderen zu kämpfen habe. Ich habe das Gefühl, außer bei der CDU, schon mit den Blicken gehasst zu werden, weil ich dem falschen Lager angehört habe.

Sie würden sich also schon gern in der Sache zu Wort melden?

Stöbbe: Ja. Zum Beispiel zu dem Unterschied zwischen Flüchtlingen und Asylbewerbern, den mein Kollege ansprach, als es um die Aufgabe städtischer Notunterkünfte ging. Das schien Einigen in der SPD schon zu weit zu gehen.

Wozu ist denn der Unterschied wichtig?

Schwarz: Flüchtlinge haben ein Aufenthaltsrecht, weil sie an Leib und Leben bedroht sind, die anderen wollen dauerhaft hier bleiben.

Stöbbe: Wenn man über die ganze Problematik diskutieren will, muss man schon unterscheiden. In der Sitzung hatte ich aber das Gefühl, wir würden damit ein Tabu brechen.

Haben Sie vor, sich politisch anderen Gruppierungen/Parteien künftig anzuschließen?

Stöbbe: Wir sind erst mal beide parteilos, wollen aber weitermachen. Wir nennen uns künftig im Rat „Demokratische Alternative Duisburg“. Ich wünsche mir, dass Frauke Petry eine neue Bewegung auf die Beine stellt, die ohne den rechten Narren-Saum arbeiten kann.

Schwarz: Und ich hoffe, dass wir Mitstreiter finden für Duisburg. Aber das steht noch in den Sternen. Wir müssen uns erst einmal selbst neu aufstellen.