Mittelmeiderich. Mit Farben, die den Tagesverlauf symbolisieren, hat die Künstlerin Romi Fischer die neuen Fester der Ev. Kirche Mittelmeiderich gestaltet.
Wer sich noch an die alten milchig-grauen Fenster der evangelischen Kirche Mittelmeiderich erinnert, kann die Verbesserung ermessen. Sie lässt Pfarrer Frank Hufschmidt um die Wette strahlen mit dem Spätsommer-Licht, das nun durch 43 farbige Fenster in das denkmalgeschützte neugotische Gotteshaus von 1862 dringt.
Beim Erntedank (8. Oktober, 11 Uhr) feiert die Gemeinde den Abschluss ihres Fensterprojekts, das sie im Mai 2007 mit der Schweizer Künstlerin Romi Fischer begann. Über ihren Förderverein „pro doMMo“ stemmt sie rund 450 000 Euro Kosten durch Mitgliedsbeiträge, Spenden und Veranstaltungserlöse.
Künstlerisch wertvolle Lösung
Glücklich sind die Verantwortlichen mit ihrer Entscheidung für die künstlerisch wertvolle Lösung, die 2005 nach der Schließung des baufälligen Sakralbaus an der Straße Auf dem Damm fiel. „Auch ungestaltete Fenster hätten 260 000 Euro gekostet“, erklärt Heidi Kloppert, die Vorsitzende des Presbyteriums. Das lud acht Künstler zum Wettbewerb, das stärkste Konzept legte Romi Fischer vor: Scheiben aus Alt-Antik-Glas, deren Farben den Himmel und die Tageszeiten in den Fenstern des in Ost-West-Richtung gebauten Kirchenschiffs symbolisieren.
„Ein gläsernes Lob der Schöpfung“ nennt es die Züricherin, deren Konzept 2007 abgesegnet wurde. Mit dieser „Gesamtschau der Schöpfung des Tages“, wie Pfarrer Hufschmidt den Entwurf beschreibt, „bleibt auch das biblische Bilderverbot gewahrt“.
Die Scheiben, Unikate mit Bläschen und Strukturen, entstammen der Glasbläserei Lambertz im bayrischen Waldsassen. „Eine Glaskugel wird dazu aufgeschnitten, erneut erhitzt und in Form gebracht“, erklärt Romi Fischer. Als Grundfarbe wählte sie blau, „als Symbol für Himmel und Leichtigkeit“. Die exakten Farbtöne, die sie der Manufaktur mit einem Aquarell vorgab, entstehen durch mehrere Glasschichten. Gold- und Silberanteile sind Bestandteile zur Rot- und Gelb-Färbung des Glases, die genaue Rezeptur ist streng gehütetes Geheimnis der Glasbläser.
Durch hunderte halbtransparente Einzelsegmente, in Stahl gefasst von Herbert Janßen aus der Glaswerkstatt Derix (Kevelaer) erzeugt nun das Tageslicht eine ständig changierendes Farbspiel im Kirchenschiff mit der einzigartigen Holzkuppel. Die Beleuchtung im Innern weckt die Aufmerksamkeit der Passanten.
Auf Großzügigkeit der Gemeinde angewiesen
Die Begeisterung der Gemeinde für das Projekt weckte Romi Fischer mit einem Modell im Maßstab 1:10. Es weckte Euphorie und öffnete auch die Geldbörsen der Meidericher Protestanten, auf deren Großzügigkeit die Gemeinde angewiesen bleibt. Denn die letzte Rate für die Fenster muss der Förderverein noch zusammentragen und weitere 55 000 Euro für ein Anschlussprojekt: Das Modell für ein acht Meter hohes, Verheißungsfenster – ein Verbund auch Scheiben und Stahlstangen – hat Romi Fischer bereits im Chorraum der Kirche aufgestellt.