Duisburg-Neumühl. . Der Landesbetrieb plant, Bäume in den Autobahnböschungen hinter Häusern in Neumühl nahezu komplett zu fällen. Brief an die neue Landesregierung.
56 Neumühler sind sauer. Und entschlossen, mit allen Mitteln gegen „Unrecht“ vorzugehen, das man ihnen von Straßen NRW antun wolle.
Die Straßenbauabteilung des Landes plant im kommenden Winter bis zu 75 Prozent der Bäume und Sträucher in der Böschung zu entfernen. „Das mindert den Wert unserer Häuser“, sagen die protestierenden Anwohner. „Notfalls werden wir uns mit einer Sammelklage wehren“, berichtet Ingrid Stapelmann. Sie und ihre Nachbarn haben Unterschriften gesammelt, die im Frühjahr an die alte Landesregierung nach Düsseldorf geschickt wurden.
Bürger wundern sich über den Baumexperten von Straßen NRW
Vor knapp 20 Jahren, als der Ausbau der Autobahn anstand, haben alle Anlieger der Trasse einen Streifen ihres Gartens ans Land abgetreten. Auf knapp zehn Meter Gartentiefe haben sie verzichtet. Dafür bekamen sie laut Ingrid Stapelmann das Versprechen: „Wir begrünen den Hang, und Sie dürfen sich auch selbst Bäume aussuchen.“
Jetzt plötzlich sollen diese Bäume, nach nicht mal 20 Jahren, eine Gefahr für die Nutzer der Autobahn darstellen. Obwohl die Trasse hinter einer oben auf der Böschung aufgesetzten, sechs Meter hohen Lärmschutzwand verläuft. Die alte Landesregierung teilte den verärgerten Bürgern bereits im Mai mit: „Vormals gesunde Bäume überaltern nach einigen Jahren [...] und Pflanzenkrankheiten und Pilzerkrankungen lassen Bäume absterben.“ Als „völligen Quatsch“ bezeichnen die Anlieger das in Bezug auf ihre Bäume.
Brief an die „freundliche, neue Landesregierung“
Ein Mitarbeiter von Straßen NRW hat sich die Gehölze laut Ingrid Stapelmann angeschaut und war der Meinung, die Bäume stammten aus den 1960er Jahren. „Ja wissen Sie denn gar nicht, dass die Trasse im Jahr 2000 erweitert und damals alles abgeholzt wurde?“, lautete die Gegenfrage.
Um den Verkehrsraum, auch den der Anlieger zu schützen, würden die „Gehölzbestände [...] regelmäßig durch fachkompetente Mitarbeiter von Straßen NRW in Augenschein genommen“, schrieb das Groschek-Ministerium. Dann wurde den Anwohnern noch verboten, selbst Hand an zu legen, um das Grün in der Böschung zu pflegen. Und der Brief endet mit den Worten: „... und bedauere, Ihnen in Bezug auf die Behandlung der besagten Böschung an der A 3 keine anderweitige Auskunft geben zu können.“ Als „pure Arroganz“ bezeichnen die Anwohner das.
Bürger: „Notfalls ketten wir uns an die Bäume“
Sie werden sich jedenfalls wehren („notfalls ketten wir uns an die Bäume“), in der Hoffnung, den Lebensraum für Tiere, ihre Sauerstoffspender und den Sichtschutz retten zu können. Deshalb wenden sie sich jetzt an die neue Landesregierung, „die am Telefon sehr freundlich war“ (Stapelmann).