Duisburg. . 18,41 Prozent erreichte die AfD bei der Wahl in Neumühl. Auch in anderen Nord-Vierteln ist sie stark. Nun wird gefordert: Es müssen mehr Perspektiven her.
Die Hochburg der Duisburger AfD liegt im Stadtbezirk Hamborn sowie in den direkt angrenzenden Bereichen Bruckhausen und Fahrn/Wehofen. Nirgendwo in Duisburg haben die Populisten so gut bei den Zweitstimmen abgeschnitten wie in Neumühl: Dort holte die AfD 18,41 Prozent der Stimmen, also fast jede fünfte. In Röttgersbach haben immerhin 14,69 Prozent der Bürger bei dieser Partei ihr Kreuz gemacht. Hamborns Bezirksbürgermeister Uwe Heider ist schockiert: „Und das ausgerechnet dort, wo die Bildungsbürger wohnen.“
Bezirksbürger will noch mehr zuhören
Dass Obermarxloh mit 16,75 Prozent an zweiter Stelle stadtweit liegt, überrascht ihn indes nicht: „Da waren Linke und Rechte immer schon sehr stark.“ Heider hat sich vorgenommen, „den Menschen noch mehr zuzuhören“ und will ihnen „beim Lösen ihrer Probleme helfen“.
Pater Oliver vom Marxloher Petershof ist ratlos, wie man gegen solche Entwicklungen angehen kann: „Wenn ich eine Lösung hätte, würde ich sie in Bronze gießen und an der Kirche anschlagen.“ Klar ist für ihn, dass so mancher, den Existenzängste plagen, den Populisten hinterherläuft. „Wir müssen gemeinsam Perspektiven entwickeln.“ Er sage es seit langem immer wieder: „Hier müssen die besten Leute eingesetzt werden. Die besten Lehrer, die besten Polizisten, die besten städtischen Mitarbeiter, die besten Leute vom Arbeitsamt.“ Mit „flotten Sprüchen und Rezepten von gestern kommen wir hier nicht weiter“.
Befürchtungen haben sich bestätigt
Das sieht Susanne Lohaus, Vorstandsmitglied im Verein Offene Jugendarbeit Neumühl (Ofju) genauso. „Wir müssen mehr Begegnungen schaffen, die antirassistische Arbeit intensivieren.“ Sie wundert sich im übrigen nicht über das AfD-Abschneiden in Neumühl: „Ich habe es befürchtet.“ Rechte Gesinnung sei in diesem Stadtteil nicht neu. Ihr Verein hat es selbst vor gar nicht langer Zeit erst wieder zu spüren bekommen. Ein Transparent mit dem Aufdruck „Refugees welcome“ sei abgerissen und zerstört worden, eine Mitarbeiterin sei im Dienst angepöbelt worden – die Polizei habe einschreiten müssen. Sie will junge Leute verstärkt darüber aufklären, wie man an objektive Informationen kommt, statt sich auf Nachrichten aus den sozialen Netzwerken zu verlassen.
Erschrocken sind auch Pfarrerin Anja Buchmüller-Brand und Reiner Terhorst, beide Mitglieder in der Initiative Neumühler Erklärung. Sie machen sich seit Jahren für ein friedliches Miteinander im Ortsteil stark. Dass die Stimmen ausschließlich von Protestwählern stammen, glaubt Terhorst nicht. „Es gibt einen harten Kern der Unverbesserlichen“, sagt der Neumühler. Wie man an die rankommt? Da herrscht Ratlosigkeit.