In der Rheinaue bezog im Sommer ein Storch sein Quartier. Schutzkonzepte für die Zugwege soll den Störchen helfen, die Gefahren auf ihren Reisen zu überleben, um so eine Wiederbesiedlung der Aue zu ermöglichen
Mit etwas Wehmut fährt Michael Kladny in diesen Tagen die Königstraße in Walsum entlang. Der Storch, der in den letzten Wochen regelmäßig die Nacht hier zugebracht hatte, hat sich reisefertig gemacht. Ihn zu fotografieren, ist allerdings nicht gelungen, weil er oft erst sehr spät zu der Nisthilfe zurück gekommen ist, die der BUND im letzten Jahr hier errichtet hatte.
In fast allen Teilen Europas sind Weißstörche stets gern gesehene Gäste, so auch im bedeutendsten Naturschutzgebiet Duisburgs, der Rheinaue Walsum. Mit ca. 550 ha ist dieses EU-Vogelschutzgebiet von überregionaler Bedeutung.
Seit einigen Jahren erscheinen am Niederrhein regelmäßig durchziehende Brutstörche aus anderen Gebieten, aber auch so genannte übersommernde, noch nicht brutreife Störche. Sie alle finden in dem durch Bergsenkungen wiedervernässten Gebiet der Rheinaue ideale Nahrungsgrundlagen. Bei drei beringten Störchen gelang im letzten Jahr die Ablesung. Ein Storch trug die Ringnummer 1X133. Er wurde als Nestling 2003 in den Rieselfeldern Münster beringt und schlief jeden Abend zusammen mit seinem Geschwister Nr.1X134 auf einer der Nisthilfen des BUND.
Der Storch war 160 km entfernt kurz vorher in den Niederlanden beringt worden. Michael Kladny: "Eigentlich ist es recht ungewöhnlich, Nestgeschwister so lange nach dem Ausfliegen zusammen zu sehen. Ob sich zwischendurch ihre Wege schon mal trennten und sie in der Nähe der Heimat vielleicht rein zufällig wieder auf einander trafen ist nicht klar."
Seit dem Juni war 1X133 jedenfalls wieder in der Rheinaue Walsum anzutreffen und schlief auch wieder jeden Abend auf einer Nisthilfe. Der Storch hat offensichtlich an dem Gebiet Gefallen gefunden. "Für einen Storch ohne feste Brutplatzbindung schon eine bemerkenswerte Gebietstreue", stellt Michael Kladny fest.
Da Störche bei der Brutplatzwahl zunächst recht empfindlich reagieren können, ist der BUND sehr vorsichtig gewesen. Vor sechs Jahren wurde dadurch ein potenziell ansiedlungswilliger Weißstorch durch Neugierige für immer von einer Nisthilfe vertrieben.
Übrigens wurde 1X133 knapp zwei Monate nach seinem Ausfliegen ca. 850 km entfernt in Frankreich fast verdurstet aufgegriffen, kurz gepflegt und wieder frei gelassen. Es war seine erste Reise nach Süden - im überdurchschnittlich heißen sog. Jahrhundertsommer 2003.
Das veranschaulicht nur einen Ausschnitt aus dem gefahrvollen Leben junger Störche auf ihrer Reise. Es zeigt aber auch, wie wichtig die Vogelberingung ist, um mehr über die Zugwege der Vögel auch außerhalb der Brutreviere zu erfahren und auf genau diesen Zugwegen Schutzkonzepte zu entwickeln.
Wenn Weißstorch 1X133 alle Gefahren überlebt, die Zugvögeln auf den tausenden von Kilometern ihrer Wanderungen ins Winterquartier drohen, bestehe hier durchaus die Chance auf eine Wiederbesiedlung nach über 60 Jahren, hofft Kladny.