Der Meidericher Schlachthof ging nach zweijähriger Bauzeit 1908 in Betrieb. Das FrischeKontor feiert das Jubiläum mit geladenen Gästen am 7. Juni. Heute arbeiten an der Emmericher Straße 98b 300 Menschen
Der Meidericher Schlachthof ist etwas ganz Besonderes. Etwas, was es nirgendwo sonst in Deutschland gibt. Er gehört dem "FrischeKontor", einer stadteigenen Firma, die ihn aber nicht betreibt, sondern vermietet hat.
"Als der Betrieb vor 100 Jahren startete, war er gänzlich in städtischer Hand", sagt Peter Joppa, Geschäftsführer des FrischeKontors (das sich bis zum vergangenen Jahr SMD - Schlachthof und Märkte Duisburg - nannte).
Rund 60 Jahre war also die Stadt für den Betrieb auf 32 000 Quadratmetern Fläche zuständig. Was nicht immer unproblematisch gewesen sei, wie sich der wohl dienstältestete Mitarbeiter, Karl-Heinz Becker (65) erinnert. Becker hat 45 Jahre dort gearbeitet. Zunächst als Handwerker, später als Technischer Leiter. "Bis 1987, als der Schlachthof eine GmbH wurde, war es ein bitteres Leben", erinnert sich der Fachmann, der an diesem Monatsletzten von der Altersteilzeit in die echte Rente wechselt. "Wann immer irgendetwas benötigt wurde, mussten wir erst bei den Fachämtern einen Antrag stellen und dann hoffen, dass er genehmigt wurde. Wir mussten immer sparen."
Das änderte sich mit dem Tag, an dem SMD das Ruder übernahm. Seitdem sind Investitionen kurzfristig möglich. Was auch nötig ist. Denn: SMD führt den Schlacht- und Fleischverarbeitungsbetrieb nicht in Eigenregie weiter, sondern vermietet die Hallen an Fachleute. Nur für die In-frastruktur, sprich die Kühlanlagen, die Gebäudesubstanz etc. ist das jetzt 21 Jahre alte Unternehmen immer noch zuständig. Und deshalb in der Pflicht, schnell zu reagieren, wenn nötig. Zum Beispiel, wenn Kühlanlagen ausfallen.
Dem Schlachthof hat die Umwandlung in ein nach marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten arbeitenden Unternehmen offensichtlich gut getan: Früher wurden wöchentlich rund 3000 Tiere geschlachtet (Schafe, Kälber, Rinder, Pferde und Schweine), heute sind es bis zu 6000. Allerdings handelt es sich jetzt um einen reinen Monobetrieb (Schweineschlachtung). Die Tiere stammen zu 98 % aus der Nachbarschaft, sprich vom Niederrhein und aus dem Münsterland.
Morgens um sechs Uhr beginnt die Schlachtung, nachmittags wird das Fleisch gekühlt, nachts zerteilt und früh morgens von den Weiterverarbeitungsbetrieben abgeholt. 300 Menschen arbeiten dort an fünf Tagen in der Woche rund um die Uhr.