Von Gerhard Klinkhardt

Jürgen Dressler hat Ideen und wenn die ihn überkommen, dann kennt er kein Pardon, um sie umzusetzen. Dresslers neuester Coup: Er teilte den verdutzten Bezirkspolitikern mit, dass sie künftig keine Informationen zu Baumaßnahmen auf Papier bekommen werden. Dass dergleichen vom Rat im Dezember letzten Jahres ausdrücklich in dieser Form abgelehnt worden ist, stört den forschen Planungsdezernenten nicht weiter.

„Der hat doch einen Stich in der Musik”, ärgert sich Christel Brudna, die stellvertretende Bezirksbürgermeisterin im Bezirk Meiderich /Beeck über die selbstherrliche Art des Planungsdezernenten, „wir haben ein Recht auf Vorlagen.” Und sie spottet: „Du bist doof und du kannst doof bleiben.” Auf alle Fälle hat sie sich das nicht gefallen lassen und hat ihren Unwillen zu Papier gebracht und nicht nur Dressler, sondern auch dem Oberbürgermeister gestern zukommen lassen.

Adolf Sauerland hat jedenfalls die Sache weniger lustig genommen und nach einem Gespräch mit Jürgen Dressler teilte das Presseamt der Stadt mit, es bleibe weiter bei der bisherigen Regelung.

Aber parallel stehen, wie geplant, die Informationen über Baumaßnahmen oder Bauanträge schon ab Eingang für die Politiker in einem internen Computernetzwerk der Stadtverwaltung, das städtischen Mitarbeitern und gewählten Politikern offen steht.

Dagegen hat allerdings keiner etwas, das wird sogar begrüßt. Peter Hoppe, CDU-Fraktionsvorsitzender in Walsum lobt: „Da können wir uns früh informieren, können das eine oder andere noch verhindern oder Einfluss nehmen. Wenn das gedruckte Papier kommt, ist es schon arg spät.” Für ein elektronisches Informationssystem spricht sich auch Frank Börner aus, aber eben nicht als einziges Informationsmedium. Börner, selbst Computerfachmann: „Anfangs fand ich das ganz toll, aber bei zweiten Nachdenken habe ich Zweifel bekommen.” Seine Bedenken: „Nicht jeder kann gleich gut damit umgehen und im Zweifelsfall entscheidet der Langsamste, wie schnell alle arbeiten.”

Mit diesen Bedenken war er nicht allein. Deshalb hat der Stadtrat entschieden, dass in dieser Ratsperiode die papierlose Zeit nicht eingeläutet wird. 2009 soll beides parallel verfügbar sein, und dann sollen die Mitglieder der neuen politischen Gremien in genügend Schulungen fit für die schöne neue Elektronikwelt gemacht werden.

Wer als Bürger wissen will, was in früheren Sitzungen von Rat und seinen Gremien entschieden worden ist, kann sich auf der Hompepage informieren. Da bekommt man dieselben Informationen wie die Politiker. Mit den Anlagen allerdings hapert es gelegentlich noch. Aber in Prinzip ist das eine gute Sache. Jetzt wäre es auch gut, wenn die Bürger davon rechtzeitig und ausgiebig davon Gebrauch machten. GK