Meiderich/Beeck. . Bernd Wortmeyer, Chef der Duisburger gemeinnützigen Baugesellschaft, sprach vor SPD-Mitgliedern in Meiderich. Neue Unternehmens-Strategie fußt auf drei Säulen.
Lange hatte die Gebag, die Duisburger Gemeinnützige Baugesellschaft – früher eine AG – mit großen Problemen zu kämpfen. Ihr Engagement beim Museum Küppersmühle im Innenhafen brachte das städtische Unternehmen an den Rand des Zusammenbruchs.
Vorher erwiesen sich die von ihr im Duisburger Süden gebauten Eigenheime als nahezu unverkäuflich. Und mit dem Theater am Marientor hatte sie einen weiteren Klotz am Bein. Bei all dem kam ihr Kerngeschäft, preiswerten Wohnraum für die Duisburger zu unterhalten, zu kurz.
Die Pflege ihres Bestandes von immerhin 12 000 Mietwohnungen kam jahrelang zu kurz. Seit 2014 gilt die Gebag als saniert. Seitdem steht Bernd Wortmeyer (46) an ihrer Spitze.
Am Dienstagabend präsentierte Wortmeyer beim SPD-Ortsverein Meiderich eine Gebag, die sich künftig auf drei Feldern betätigen und damit auch im Norden der Stadt Schwerpunkte setzen will. Hier trat sie bislang wenig in Erscheinung: Neben der Pflege ihres Wohnungsbestandes entwickelt sie künftig im gesamten Stadtgebiet Wohnbauflächen, hauptsächlich für Eigenheime, die dann durch Dritte gebaut werden.
Und als künftige Mutter der Entwicklungsgesellschaft Duisburg steigt sie auch in die Stadterneuerung ein, in das Engagement für Problemstadtteile wie Laar, Bruckhausen und Marxloh.
Wortmeyer lieferte dafür schlüssige Gründe: „Allein in unseren Wohnungen leben so viele Menschen, wie die Kreisstadt Coesfeld im Münsterland Einwohner hat: 35 000.“
Aber in Coesfeld würden Jahr für Jahr mehr neue Wohnungen gebaut als in Duisburg. Die Neubauquote hier sei verschwindend gering. „Wo neu gebaut wird, da ziehen die Menschen aber hin“, erklärte er.
Vom Düsseldorfer Boom profitieren
Deshalb sei es auch so erschreckend, dass Duisburg in den nächsten Jahren weitere Schrumpfung vorhergesagt werde, während die Nachbarstadt Düsseldorf einen regelrechten Boom erlebe.
Allein dort entstehe bis 2020 Bedarf an 7000 weiteren Wohnungen. Aus eigener Kraft aber könne die Landeshauptstadt höchstens 2500 davon selbst schaffen. Duisburg dagegen habe noch eine Million Quadratmeter Flächenreserven, das reiche für 5000 bis 6000 neue Wohnungen. Der Gebag-Chef weiter: „Wenn wir jetzt nicht in die Pötte kommen, geht diese einmalige Chance wieder verloren.“
Aktuell würden Pläne für 300 bis 400 neue Wohnungen in der Schublade liegen, fast alle in der Innenstadt und im Süden. Aber die Bebauung des alten Hallenbad-Geländes an der Flottenstraße in Beeck gehöre auch dazu. Es soll in einem Jahr baureif sein. In diesem Geschäftsfeld trete die Gebag aber nur als Entwickler in Erscheinung.
Ihr Kerngeschäft bleibe die Pflege des eigenen Wohnungsbestandes. Dazu gehöre auch, dass nicht mehr wirtschaftlich zu sanierende Häuser abgerissen und durch neue, öffentlich geförderte Wohnungen ersetzt werden müssten. Es gelte also, bezahlbaren Wohnraum für die Duisburger zu schaffen. 20 bis 30 Millionen Euro sollen in den nächsten für Neubauten aufgewendet werden, ein noch etwas höherer Betrag für Modernisierungen.
Zum neuen Engagement in der Stadterneuerung erklärte Wortmeyer, zunächst habe er bei dem Gedanken abgewunken. „Aber eigentlich passt das zu unseren anderen Geschäftsfeldern.“
Wer Neubürger nach Duisburg locken wolle, dem dürfe Marxloh nicht gleichgültig sein. „Jeden interessierten Bauherrn wird mit beeinflussen, was dort geschieht, auch wenn er nie seinen Fuß nach Marxloh setzen wird.“ Es gelte, die Lage dort so zu verbessern, dass Duisburgs Image darunter nicht mehr leide.
„Heuschrecken“ schrecken Wortmeyer nicht
„Jetzt sind wir auf dem richtigen Weg, weil auch der Norden einbezogen wird“, freute sich Ratsherr und Ortsvereinsvorsitzender Bruno Sagurna. Gebag-Mietern, die gekommen waren, schien dieser Optimismus aber nicht geheuer zu sein.
„Wie sicher ist es, dass die Gebag nicht doch von ,Heuschrecken’ übernommen wird?“, von Investoren also, denen nur daran gelegen ist, kurzfristig deren Vermögen auszuschlachten. Das wollte jemand wissen. „Sicher ist nur der Tod“, antwortete ihm Bernd Wortmeyer. Nach heutigem Stand werde die Stadt einen Teufel tun, sich von der Gebag zu trennen. „Die Gebag ist die einzige Möglichkeit, die die Stadt noch hat, soziale Wohnungspolitik zu betreiben.“
Es würden auch keine weiteren Wohnungsbestände mehr verkauft. Im Gegenteil. Den Kauf der Zinkhüttensiedlung von Immeo Wohnen habe man nur ausschlagen müssen, weil die Gebag die hohen Leerstände dort nicht hätte verkraften können.
Ob die öffentliche Förderung von bezahlbarem Wohnraum und die Bauvorschriften überhaupt praktikabel seien, wollte ein anderer Zuhörer wissen. Manche Vorgaben seien lebensfremd, bekannte Wortmeyer. So sei ein Nachweis von zehn Prozent behindertengerechten Wohnungen in einem Neubau eine sehr hohe Anforderung.
Auch könne man nicht alle Altbauten barrierefrei umbauen. „Wenn es nur noch drei Stufen sind, ist das meist auch ausreichend, wenn die gut beleuchtet sind und zwei Handläufe haben“, erklärte er. Es gelte eben, den wirtschaftlichen Vorteil zu nutzen, dass es ausschließlich städtische Grundstücke seien, auf denen man bauen wolle.
Bei Grundstückskosten von 300 Euro pro Quadratmeter könne man keine Wohnungen zu 5,25 Euro Kaltmiete je Quadratmeter anbieten. Auch werde es künftig keine Mieterhöhungen geben, die den Zweck verfolgen, woanders entstandene Finanzlöcher zu stopfen. Wenn, dann gehe es nur darum, Preissteigerungen aufzufangen. „Es muss niemand Angst haben, dass seine Wohnung nicht mehr bezahlbar ist.“