Bruckhausen/Beeck. . Fünf Stadtteile und gut 5500 Protestanten gehören zur Gemeinde Ruhrort-Beeck. Durch einen Strukturumbau gibt es Gottesdienste nur noch in einer Kirche
Die Evangelische Gemeinde Ruhrort-Beeck besteht seit 2007, zuvor gab es auf ihrem Gebiet fünf eigenständige Gemeinden. Von ehemals sieben Pfarrern betreuen inzwischen nur noch zwei die Protestanten: Rüdiger Klemm und Klaus Fleckner. Das Presbyterium ist im Februar 2015 geschlossen zurückgetreten. „Es war innerlich zerrissen“, sagt Klemm, „und hatte keine Kraft mehr, die anstehenden Entscheidungen zu treffen.“
Denn die Gemeinde steckt mitten in einem schmerzhaften Strukturwandel. Diesen soll nun Dieter Schütte durchsetzen, er ist der Vorsitzende des vom Kirchenkreis eingesetzten Bevollmächtigtenausschusses. „Ich wusste, dass ich Kirchen schließen muss“, sagt er, aber für ihn galt es, die Handlungsfähigkeit der Gemeinde mit ihren rund 5500 Mitgliedern sicherzustellen. Um das zu erreichen, wagte die Gemeinde einen mutigen Schritt: Sie nutze für ihr Gebiet, das sich über Beeck, Beeckerwerth, Laar, Bruckhausen und Ruhrort erstreckt, nur noch eine Kirche und ein Gemeindezentrum, alle anderen wurden abgestoßen oder vermietet.
Derzeit ist die Markuskirche mit dem Gemeindehaus am Ostacker das seelsorgerische Zentrum, doch zum Reformationsjubiläum im Oktober 2017 soll diese Kirche schließen und zum Gemeinderaum umgewidmet werden. Die Gottesdienste werden dann künftig in der Beecker Kirche an der Friedrich-Ebert-Straße stattfinden. Vor ihrer Wiedereröffnung soll sie für rund 740 000 Euro saniert werden. Diese Wahl wurde bewusst getroffen, denn sie ist die erste evangelische Kirche im Duisburger Norden nach der Reformation.
„Außerdem liegt sie sehr verkehrsgünstig“, sagt Klaus Fleckner. Zwar sei nicht zu erwarten, ergänzt Klemm, dass dieser Strukturumbau ebenso viele Gläubige in den Gottesdienst locken werde, als gebe es noch fünf Gemeinden mit eigenen Kirchen. „Aber momentan ist die Markuskirche sehr gut besucht.“
Außerdem ist Schütte überzeugt, dass die Ortsverbundenheit zu den früher eigenständigen Gemeinden schwinden wird: „Gemeinschaft heißt zusammenwachsen.“ Dabei helfe, dass die evangelische Kirche mit karitativen Angeboten in den Stadtteilen vertreten bleibt sowie mit Jugend- und Seniorenarbeit.
Schließungen als Chance
Dass Kirchenschließungen übrigens Chancen bedeuten können, zeigt sich in Laar. Diese haben bulgarische Protestanten gemietet. Inzwischen trifft sich in deren Räumen wieder eine deutsche Seniorengruppe. „Ein ganz gelungenes Projekt“, findet Rüdiger Klemm und vermutet, dass der derzeitige Schrumpfungsprozess die Ökumene stärkt. Denn viele Gemeindemitglieder pflegten zu sagen: „Der liebe Gott ist ja auch nicht katholisch oder evangelisch.“