Marxloh. Jörg Weißmann vom Hamborner Heimatverein lud zur historischen Stadtteilführung ein und begab sich auf die Spur der Familie Schulte-Marxloh.

Einen informativen Gang durch die Jahrhunderte bot Jörg Weißmann, der Vorsitzende des Hamborner Heimatvereins, einer großen Schar von Lokalpatrioten in Marxloh. Dabei diente ihm die Geschichte der Marxloher Schultenfamilie, wie der Lokalhistoriker Franz Rommel sie aufgezeichnet hat, als roter Faden durch die letzten 600 Jahre.

Das heute denkmalgeschützte Wohngebäude ist als einziges vom Hof der Familie Schulte-Marxloh übrig geblieben.
Das heute denkmalgeschützte Wohngebäude ist als einziges vom Hof der Familie Schulte-Marxloh übrig geblieben. © Funke Foto Services

„In stark von der Industrie geprägten Gebieten fällt es dem Betrachter besonders schwer, sich vorzustellen, wie es früher dort ausgesehen hat“, zitierte Weißmann. Das stimmt auch für die sumpfige Stelle im Wald, das bedeutet Marxloh nämlich. Auf der ersten Urkunde von 1421 über den Hof des Schulten zu Marxloh erkennt man die Zeichnung einer wehrhaften Anlage mit Wassergräben, Wällen und Turm, inmitten von Feldern. Sie könnte durchaus ein Rittersitz gewesen sein.

Der Schultenhof unterstand dem Beecker Oberhof und war abhängig von der Fürstäbtissin in der Abtei zu Werden. Seine Bewohner hatten jahrhundertelang das Recht, die Steuern einzutreiben. Der Name Schulte-Marxloh blieb beim Hof, auch wenn es in einigen Generationen keine männlichen Erben gab und der eingeheiratete Hoferbe ein „genannt Schulte-Marxloh“ an den eigenen Namen hängte. Mit Vornamen war die Familie über die Jahrhunderte traditionell und sparsam, die Männer hießen Heinrich oder Johannes. Sie waren mit über 100 Familien aus dem Umfeld verschwägert und ihr Einfluss war ebenso groß wie ihre Ländereien.

Der Hof stand da, wo heute die Hermannstraße auf die Schulte-Marxloh-Straße trifft. Übrig ist heute nur noch das Wohnhaus mit der Hausnummer neun von 1860, das seit 2009 unter Denkmalschutz steht.

Familie bestimmte das Gesicht des Stadtteils

Unter den Zuhörern ist Hans-Joachim Blumbach, ein Enkel des letzten Hofschulten Heinrich Schulte-Marxloh, der in den 1920er Jahren starb. „Das war hier eine Sackgasse und die Gebäude bildeten ein Viereck“, erzählte Blumbach den Zuhörern quasi aus erster Hand, „in einem der Hofgebäude war eine kleine Lackfabrik untergebracht und daneben war die große Gärtnerei, von der heute noch das Blumengeschäft übrig ist“.

Auch wenn es jetzt nicht mehr viel zu sehen gibt, sind die Spuren der Familie doch noch überall zu finden. Sie waren als Alteingesessene mit den neuen einflussreichen Familien des Industriezeitalters im Gemeinderat und bestimmten mit den Grillos, den Königs und den Morians über das neue Gesicht von Hamborn und Marxloh.

Marxloher Rathaus geplant

Damals konnten sie selbst August Thyssen Paroli bieten, wie Blumbach vergnügt erwähnt. Und sie stellten ein Grundstück für die evangelische Kapelle zur Verfügung und hätten auch gerne das neue Rathaus nach Marxloh geholt. Da unterlagen sie aber der Großbauernfamilie Hottelmann. Auch die waren großzügig mit kostenlosem Baugrund und sorgten dafür, dass das Rathaus nach Hamborn kam.