Walsum.. Seit 150 Tagen ist der 52-Jährige in St. Dionysius Leitender Pfarrer. Er will die Verawaltungsarbeit delegieren, um mehr Zeit für die Menschen zu haben.


Seit fünf Monaten ist Werner Knoor Leitender Pfarrer der Walsumer Kirchengemeinde St. Dionysius. Er fühlt sich wohl, freut sich, dass die Gemeinde ihn „sehr offen aufgenommen“ hat. Er ist Seelsorger und Manager – ein Spagat, der nicht immer leicht zu schaffen ist, wie er berichtet. Auf der einen Seite möchte er für die Menschen da sein, auf der anderen stehen Verwaltungsarbeiten. Da wird die Zeit knapp. Deshalb würde er die Bürokratie künftig gerne weitestgehend delegieren. Denn nur wenn das gelingt, wird er sich intensiver um die 15 000 Gemeindemitglieder kümmern können.

Als er die neue Aufgabe von Pfarrer Herbert Werth Ende April übernahm, sprang er ins kalte Wasser. Als Priester hatte er Erfahrung, nicht aber als Gemeindeleiter. Derzeit stehen ihm zwei Inder zur Seite: Kaplan Sinto und Pater John, in Kürze verstärkt noch ein Jungpriester aus der Hamborner Abtei das Team, das in sechs Kirchen die Messen liest und die dort angesiedelten Menschen betreut. Hinzu kommen Diakone, Pastoralreferentinnen und Geistliche im Ruhestand.

Pfarrer Werner Knoor vor der Kirche St. Dionysius in Duisburg-Walsum.
Pfarrer Werner Knoor vor der Kirche St. Dionysius in Duisburg-Walsum. © Lars Heidrich | Unbekannt






Immerhin: Der Gemeindezusammenschluss in Walsum ist abgeschlossen, das neue Gemeindehaus in St. Josef fast fertig und die St.-Dionysius-Kirche saniert. Werner Knoor kann und soll sich nun ganz auf die Gemeindearbeit konzentrieren und Konzepte für die „Gemeinde der Zukunft“ entwickeln. Für ihn eine klare Sache, dass es darum geht, den Glauben zu leben. Da geht es etwa um karitative Arbeit, um Flüchtlingsbetreuung, um die Einbindung der Kinder und der Familien ins Gemeindeleben.

Er selbst ist ein Spätberufener, hat sich erst für den Priesterberuf entschieden, „als ich merkte: wenn man sich auf den christlichen Glauben einlässt, dann ändert sich das Leben“. Damals lebte der Wirtschaftsinformatiker in Köln, hatte 15 Jahre als Software-Entwickler gearbeitet – und gab für seine Überzeugung sein komplettes vorheriges Leben auf. Da war er Mitte 30.

Das Ehrenamt will er in der Gemeinde deutlich stärken. „Man muss nur den Mut haben, den Menschen Aufgaben zuzutrauen“. So könnten Gemeindemitglieder Gottesdienste vorbereiten, aber auch organisatorische Aufgaben wahrnehmen.

Nur wenig Zeit für Hobbys

Selbst Beerdigungen könnten von Laien übernommen werden. Knoor glaubt an die Menschen und ist sich sicher, dass sie das schaffen. Er weiß aber auch, dass solche Tätigkeiten künftig vermehrt von Gemeindemitglieder übernommen werden müssen, weil die wenigen Priester nicht mehr alle erledigen können.

In allen sechs Walsumer Kirchen will Werner Knoor dauerhaft abwechselnd die Gottesdienste feiern. „Ich habe keine Lieblingskirche“, sagt er. Ihm ist wichtig, für alle Gemeindemitglieder da zu sein.

Für seine Hobbys hat der 1964 in Kevelaer geborene Priester, der zuletzt in Kamp-Lintfort tätig war, momentan nur noch wenig Zeit. Er liest gerne, läuft auch gelegentlich. – und besucht Kunstausstellungen. Apropos Kunst: Die will er auch in die Kirche bringen.