Laar/Beeckerwerth. . In diesem Teil unserer Serie „Erholung vor der Haustür“ geht es um den Rheindeich in Laar und Beeckerwerth. Dort kann man frische Luft tanken.

Der Wind bläst ordentlich über den Deich. Das Haar zerzaust, die Jacke wird besser erstmal zugeknöpft: Beim Bummel entlang des Rheins zwischen Laar und Beeckerwerth hat man am Montag einen Vorgeschmack auf den Herbst bekommen. Ein bisschen fühlt man sich wie an der See. Doch auffallend: Möwen sind dieses Mal überhaupt nicht zu sehen. Nur ein paar alte Krähen schweben mühelos in den Winden hin und her – das hat ein bisschen was von Balletttanz in der Luft.

Wie unterschiedlich derselbe Deich doch sein kann: Während in Laar die Wiesen tipptopp gemäht sind und die ganze Landschaft wie ein Park mit etlichen Sitzgelegenheiten wirkt, wuchern im Bereich Beeckerwerth das Gras und die Wildblumen. Gelbes Kreuzkraut, weiße Schafgarbe, blaue Kornblumen, violette Distelblüten und rosafarbene Wicken wiegen sich in der Brise.

Die Aussicht vom Deich ist einfach klasse. Im Südosten erkennt man am Horizont die beiden Ruhrorter Brückentürme (Brücke nach Homberg), das Kraftwerk Hermann Wenzel (Laar/Ruhrort), den „Stadtwerketurm“ (eine der Duisburger Landmarken) und den Flaggenmast auf der Mühlenweide. Schaut man genau in die andere Richtung, erkennt man in der Ferne die Halde Rheinpreußen in Moers mit dem Geleucht (eine überdimensionierte Grubenlampe).

Spielplatz direkt hinterm Deich neben der Rheinklinik

Auf der Höhe von Beeckerwerth kommen wir an einem neuen Spielplatz vorbei, der sich direkt neben der Rheinklinik auf der „Landseite“ befindet. Ein Stück weiter, dort, wo die Haus-Knipp-Straße zum Deich führt, tummeln sich Massen von Schafen auf einer Weide. Die würden wahrscheinlich lieber über die künstlichen Hügel laufen, die den Fluss bei Hochwasser in geregelten Bahnen halten. Die saftigen Gräser und Blumen sind zu verlockend...

Eine schöne, alte Trauerweide hinterm Deich.
Eine schöne, alte Trauerweide hinterm Deich. © Funke Foto Services

Zu beiden Seiten des Deichs entdeckt man mitunter große, runde Gebilde. Das sind Brunnen. Auf der Deichkrone standen bis vor ein paar Jahren noch mächtige Bäume. Jetzt sind nur noch Stümpfe zu sehen, die langsam verrotten. Die mussten zum Schutz des Bauwerks gefällt werden – das Wurzelwerk schädigt den Untergrund. Bei Hochwasser könnte der Damm brechen. Dafür wurden im Hinterland neue Bäume gepflanzt.

Während auffallend gute Luft über den Deich fegt – von den Gerüchen der Schwerindustrie ist überhaupt nichts mehr zu merken – tuckern die Schiffe gemächlich vorbei. Kähne, die schwere Lasten transportieren. Ein friedliches Bild. Hätten wir doch nur eine dickere Jacke angezogen – man könnte sich ins Gras setzen und stundenlang zuschauen.

Blick auf den Rhein.
Blick auf den Rhein. © Funke Foto Services

Zufällig schwimmt gerade ein holländischer Kahn vorbei. Er trägt den Namen „Zwarte Zee“ (Schwarzes Meer). Ob er wohl wirklich dahin unterwegs ist? Irgendwie passt der Name aber zur Situation: Unter dem wolkenverhangenen, düsteren Himmel wirkt der Rhein heute wie ein schwarzer Fluss.

Hinterm Deich raschelt es plötzlich auffallend laut. Die Blätter einer Pappel (auch Espen genannt) bewegen sich wie kleine Fähnchen im Wind. Jetzt ist klar, warum man sagt: Zittern wie Espenlaub.