Meiderich-Berg. . Pascal Judt will über seinen Ortsteil diskutieren, ihn voranbringen. Über 60 Meidericher kommen. Sie ärgern sich über Leerstände und wilde Müllkippen.
Pascal Judt traut seinen Augen kaum, als sein Blick durch den Saal der Gaststätte Haus Stapelmann schweift. Die Türen können nicht geschlossen werden, so viele Interessierte sind zu seiner Bürgerversammlung an die Horststraße gekommen. Der 17-Jährige möchte über die Situation in Meiderich-Berg diskutieren, vor allem über die Nahversorgung. Er will Vorschläge sammeln, wie man den Ortsteil lebenswerter machen kann. Mit so vielen Meiderichern hat er allerdings längst nicht gerechnet.
Auch der Meidericher SPD-Ratsherr Bruno Sagurna nicht, der Judt anerkennend auf die Schulter klopft. Er ist gekommen, um den Teenager zu unterstützen und hat Ratsfrau Angelika Wagner und Bezirksbürgermeisterin Daniela Stürmann (beide SPD) mitgebracht.
„Leider stehen hier viele Ladenlokale leer“, sagt Judt kurz nach der Begrüßung, und die Diskussion wird sofort zu einem Selbstläufer. „Geschäftsleute kommen nicht, wenn hier der Müll bis zum Hals steht“, sagt ein Meidericher und kann sofort etliche wilde Müllkippen aufzählen. Schnell ist klar: Ja, mangelnde Sauberkeit ist ein Problem. Doch einige haben bereits aufgegeben, glauben, als Einzelner könne man nichts mehr erreichen. Falsch, meint Sagurna: „Der Oberbürgermeister, die Verwaltung und die SPD-Ratsfraktion haben den Bürgern ein Versprechen gegeben: innerhalb von 48 Stunden ist der Dreck weg.“ Die Wirtschaftsbetriebe hätten dafür ein Projekt gestartet. „Denn eine unsaubere Stadt ist nicht attraktiv.“ Prompt versprechen sich einige Anwesende, ab sofort mit ihren Handys Fotos von Dreckecken zu machen und diese an die Wirtschaftsbetriebe weiterzuleiten. Außerdem wollen sie etwaige neue Fachgeschäfte dadurch unterstützen, dass sie dort dann auch regelmäßig einkaufen gehen.
Der Wohnpark könnte einiges verbessern
„Der Wohnpark könnte hier einiges verbessern“, ergänzt Judt mit Blick auf die Nahversorgung. Allgemeine Zustimmung.
Doch der Zusammenhalt, das Wir-Gefühl in Berg und Untermeiderich müsse größer werden, finden viele. Daher kommt der Wunsch nach einem Stadtteilfest oder nach Nachbarschaftsfesten auf. „Füreinander, miteinander? Das können sie hier vergessen“, sagt Günther Boekhorst von der Bürgerinteressengemeinschaft (Big) Meiderich-Berg. Seit Jahren habe die Big solche Feste organisiert, bis niemand mehr hingekommen sei. Er wirkt frustriert. Doch die Mehrheit hält den Vorschlag für gut. Kurz darauf kommt eine neue Idee auf: eine Dienstleistungsbörse für Ältere.
Nächstes Treffen nach den Sommerferien
Bis zum nächsten Treffen nach den Sommerferien wollen die Anwesenden weitere Vorschläge sammeln und bisherige Ideen ausarbeiten. „Auf die nächste Versammlung bin ich schon gespannt“, sagt der angehende Berufskraftfahrer Pascal Judt voller Vorfreude.
„Dieser Ortsteil hat Potenzial, sogar viel Potenzial“, resümiert Ratsherr Bruno Sagurna am Ende. Bezirksbürgermeisterin Daniela Stürmann stimmt ihm zu, bleibt allerdings skeptisch: „Es fehlen hier Vereins- und Bürgerschaftsstrukturen.“ Aber alle sind sich einig: Ein guter Anfang ist gemacht.