Marxloh. Der Runde Tisch Marxloh hat ein „Dance Camp“ für Kinder und Jugendliche mit und ohne Vorkenntnissen angeboten. Inklusion galt als selbstverständlich.

Die Musik stellen sich die jungen Tänzerinnen gerade nur vor, während sie ihre Choreografie präsentieren. Trockenübungen nennen sie das. „Eins, zwei, drei. Eins, zwei, drei“, zählt ihr Trainer Jean Claude de Souza, während er die Gruppe mit geschultem Blick beobachtet. „Spannung, bleib stehen“, ruft er plötzlich und die 21-jährige Leonie Bachmann gehorcht seinen Anweisungen und hält die Körperspannung.

Das Erfolgsrezept von Khalid „Charly“ Bourhazi (Mitte, hinten), der den Anfängerkurs leitet, lautet: „Wenn Kinder Spaß haben, erreichen sie alles.“ Bei ihm trainieren im Dance Camp auch Jugendliche mit Autismus und Down-Syndrom – ganz selbstverständlich.
Das Erfolgsrezept von Khalid „Charly“ Bourhazi (Mitte, hinten), der den Anfängerkurs leitet, lautet: „Wenn Kinder Spaß haben, erreichen sie alles.“ Bei ihm trainieren im Dance Camp auch Jugendliche mit Autismus und Down-Syndrom – ganz selbstverständlich. © Oliver Mengedoht / FUNKE Foto Se

Beim einwöchigen „Dance Camp“, das der Runde Tisch in Marxloh anbietet, gehört sie zur Fortgeschrittenengruppe. Vorher hat sie bereits bei de Souza Hip-Hop-Tanz gelernt, doch jetzt gibt es ein einwöchiges Intensivprogramm. „Das ist sehr anstrengend, wir haben alle richtig Muskelkater“, sagt Bachmann. Fünf Stunden täglich trainiert sie, auch Kraftsport und Ausdauerübungen gehören dazu. Die jungen Frauen sollen und wollen an ihre Grenzen gehen. „Aber alles ist gut.“

Der einzige Wermutstropfen: Nur Tänzerinnen nehmen am Intensivkurs teil. „Ab und zu wäre ein Mann gar nicht schlecht“, sagt sie und lacht. Zwar ist bei der Choreografie kompletter Körpereinsatz gefragt, aber immerhin sind Hebefiguren und Würfe wie beim karnevalistischen Gardetanz nicht vorgesehen. Da lässt sich das Fehlen männlicher Muskelkraft verschmerzen.

In ihrer Pause gehen Bachmann und ihre Mitstreiterinnen nach nebenan. Dort trainiert der inklusive Anfängerkurs. Technobässe wummern aus den Lautsprechern, und der Coach Khalid Bourhazi, den hier alle nur Charly nennen, zeigt der achtjährigen Marina gerade, wie ein Handstand geht.

Teilnehmer mit Behinderungen

„Wir haben hier Kinder, die vorher noch nie in ihrem Leben getanzt haben, aber auch mit ihnen klappt alles super“, sagt Charly und verrät sein Erfolgsrezept für das Dance Camp: „Wenn Kinder Spaß haben, erreichen sie alles.“ Außerdem ist für ihn selbstverständlich, dass Menschen mit Behinderungen einbezogen werden. Zu den Teilnehmern gehören jetzt auch Jugendliche mit Autismus und Down-Syndrom.

Tatsächlich wird viel gelacht, bestätigt die neunjährige Beyoncé Njikeu. Sie ist keine reine Anfängerin mehr, sie hat unter anderem Balletterfahrung. Trotzdem hat sie noch eine wichtige Lektion gelernt. „Ich darf nicht immer so viel Power geben. Manchmal braucht man auch lockere Bewegungen.“ Bei der Probe zeigt sie dann zusammen mit der gesamten Anfängergruppe, dass alle große Fortschritte gemacht haben.

Abschlussaufführung für die Eltern

„Boom, boom, pow!“, schmettert die Stimme der Sängerin von der CD – jetzt sind plötzlich kraftvolle Bewegungen gefragt. Also genau das Richtige für den fröhlichen Lockenkopf Beyoncé. Denn ganz auf ihre Power will sie beim Tanzen dann doch nicht verzichten. Als die Musik dann schließlich verstummt, applaudieren Charly und die Tänzerinnen aus dem Intensivkurs, die zugeschaut haben. Nicht nur Beyoncé grinst stolz.

Die Abschlussaufführung für die Eltern wird bestimmt ein Klacks. Doch das Training geht weiter, denn alle wollen ihr Bestes geben.