Marxloh. . Gelungene Premiere der Berufsorientierungsmesse der Herbert-Grillo-Gesamtschule und der Werkkiste. Zahlreiche Firmen präsentieren sich im Stadtteil.
Auf dem neuen Quartiersplatz steht ein kleines Zeltdorf. Vor diesen gut zwei Dutzend Ständen ist eine große Bühne aufgebaut. Jugendliche wuseln zwischen den Zelten hin und her, einige sind extra chic angezogen, denn vielleicht lernen sie gleich ihren zukünftigen Arbeitgeber kennen.
Die Herbert-Grillo-Gesamtschule und die Werkkiste haben die Teenager jetzt zur ersten „Berufsorientierungsmesse Marxloh“ eingeladen. Gerade umringen viele Mädchen den Infotisch der Fahrzeug- und Maschinenbaufirma MAN. „Ihr baut doch Lastwagen, oder?“, fragt eine Schülerin einen Azubi. Stimmt. Sanna Metz lächelt, diese Frage stellt ihren Auszubildenden heute fast jeder. „Im technischen Bereich hätten wir gerne mehr Mädchen im Unternehmen“, sagt die Personalerin.
Unternehmen loben Jugendliche und Organisatoren
Wenn ihr Team aber Interesse bei zukünftigen Industriekauffrauen (oder -kaufmännern) weckt, freue sie sich ebenso. „Ich bin das erste mal in Marxloh“, sagt Metz, „und ich bin von den Jugendlichen sehr positiv überrascht.“ Außerdem von der „hervorragenden Organisation und Betreuung“ der Freiluftmesse. Das Kompliment machen übrigens zahlreiche Aussteller, darunter die Deutsche Bahn (DB Cargo), Siemens, Aldi, Lidl, die Wirtschaftsbetriebe, Bäckereien, natürlich Grillo und selbst die Bundeswehr.
Hauptfeldwebel Björn Neumann ist an seinem Stand ein vielgefragter Gesprächspartner, selbst wenn er in seiner Heeresuniform manchmal nicht auf Anhieb als Soldat erkannt wird. „Bei den Jugendlichen ist das Interesse an der Bundeswehr groß“, freut er sich, „bei Mädchen diesmal sogar noch größer als bei den Jungs.“ Für die Marxloher Schüler sei die Bundeswehr zunächst als Arbeitgeber interessant, der Ausbildungsberuf komme erst an zweiter Stelle. Vor allem zu Karrierechancen mit Haupt- und Realschulabschluss wird er jetzt häufig befragt.
Leistung anerkennen
Die Grillo-Schülerin Ayşe-Dilan Komşucuk hat sich für ihre Suche nach einem Ausbildungs- oder Praktikumsplatz von Björn Neumann beraten lassen. „Ich könnte mir schon vorstellen, als Zeitsoldatin zu arbeiten. Mich interessiert aber auch Krankenpflegerin.“ Ihre Schulkameradin Bedriye Muharemi (15) findet es schade, dass die Polizei keinen Infostand hat. „Ich möchte Polizistin werden. Da verdient man gut und bekommt Anerkennung für das, was man leistet. Oder ich werde Bundeskanzlerin“, sagt sie und lacht. Sofort ist sie wieder ernst. „Ich möchte später aber nicht in Marxloh leben und arbeiten.“
Dagegen gibt sich Heinz Ackermann vom Bundeswirtschaftsministerium ganz angetan vom Stadtteil und vom Engagement für die Zukunft seiner Jugendlichen. Zudem freut er sich über die gelungene Messepremiere. „Die Industrie braucht euch. Das Handwerk braucht euch“, ruft er den Schülern bei seiner Rede zu und meint ausdrücklich auch jene mit Migrationshintergrund. Einen Wermutstropfen gibt’s dennoch: „Es kann nicht jeder seinen Traumberuf ergreifen und KfZ-Mechatroniker oder Friseurin werden.“ Aber es gebe attraktive Alternativen – auch in Duisburg und Umgebung.