Neumühl. . Sonderpädagogin Marion Jäger berät fördert Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus dem Duisburger Norden. Sie lädt zu wöchentlichen Sprechstunden ein.
Die Sonderpädagogin Marion Jäger hat ein helles, großes Büro in der katholischen Grundschule Am Bergmannsplatz. Ein großer Globus steht dort, einige Teddybären und Computer, und an den Wänden hängen Plakate über das menschliche Gehirn, Hunderassen oder mit dem mathematischen Symbol Pi. Auf dem kindsgerechten Konferenztisch steht ein Schüsselchen mit Sahnebonbons.
Marion Jäger ist Beraterin vom städtischen Kompetenzzentrum für Begabungs- und Begabtenförderung und zuständig für den Duisburger Norden. Sie fördert jedoch nicht nur Menschen mit getesteter Hochbegabung, sondern ist für alle da, die eine ausgeprägte Neugier haben. „Ein Anzeichen für eine besondere Begabung bei Kindern ist oft eine brennende Leidenschaft“, sagt sie. Das müssten aber längst nicht immer „kleine Einsteins“ mit einem allgemeinen Intelligenzquotienten von über 130 sein. „Manche Kinder können auch gut trösten oder schnell Freunde finden.“ Andere interessieren sich verstärkt für Musik oder Naturwissenschaften – ohne einen außergewöhnlich hohen IQ zu haben.
Potenzial erkennen
Gefragt ist Marion Jäger aber vor allem, wenn es um schulische Leistungen geht. Sind Kinder und Jugendliche unterfordert, weiß die Expertin, fallen sie etwa im Unterricht als Pausenclowns auf. „Langeweile ist ziemlich frustrierend.“
Mit ihrer Beratung will sie eine Lücke schließen, Potenzial erkennen und unterstützen. Eltern suchen sie etwa auf, wenn sie ihre Kinder frühzeitig einschulen lassen wollen. Sie hilft außerdem, wenn Schüler eine, vielleicht sogar mehrere Klassen überspringen wollen. Ebenfalls, wenn es darum geht, sich für einen Beruf zu entscheiden. „In Duisburg wollen wir kein Kind zurücklassen, aber manche wollen durchstarten und ihnen müssen wir die Tür öffnen.“
Das Ziel: glückliche und zufriedene Menschen
Jägers Ziel ist aber nicht, aus den Betroffenen 14-jährige Professoren zu machen. Zumal selbst eine Hochbegabung nicht zwangsläufig bedeute, dass man durch Schule und Universität in Rekordzeit beendet, denn jeder Fall sei unterschiedlich. Vielleicht hat jemand einen hohen IQ und ein phänomenales Gedächtnis, weiß aber nicht, wie man sich Wissen aneignet – und rasselt dann bei einfachen Vokabeltests durch. Ein Sonderling ohne Sozialkompetenz sei man mit einer Hochbegabung übrigens auch nicht automatisch.
„Ich möchte, dass aus den Kindern glückliche, zufriedene Menschen werden, deren Begabung ein Teil ihrer Persönlichkeit ist. Dass sie ihre Leidenschaft behalten und wissen, dass es toll ist, etwas auf dem Kasten zu haben.“ Sie weiß, wovon sie spricht: Ihr 17-jähriger Sohn ist hochbegabt, ein Experte am Zauberwürfel und bringt sich gerade selbst Klavierspielen bei. Zudem besucht er mit Spaß und Erfolg die Oberstufe einer Gesamtschule. „Es muss nicht immer das Gymnasium sein“, sagt Jäger.
Den „Ferrari im Gehirn richtig ausfahren“
Für Kinder von fünf bis zwölf Jahren, die jedoch einmal „den Ferrari im Gehirn richtig ausfahren wollen, statt in der 30er Zone zu schleichen“, bietet das Kompetenzzentrum spezielle Entdeckerkurse in verschiedenen Schulfächern an. Damit die Begabten auch mal unter Ihresgleichen sein können.