Meiderich. . Seit neun Jahren ist die Kirche geschlossen, die angekündigte Wohnbebauung lässt weiter auf sich warten. Das sorgt für Irritationen im Ortsteil.
Der Glockenturm aus Stahlrohr ist lange Zeit ein Ratingseer Wahrzeichen gewesen. Jetzt ist er ein Symbol des Niedergangs. Seit Jahren vergammelt das stählerne Bauwerk und die daneben stehende, seit 2009 entweihte Kirche Maria Königin. Dabei war auf dem Gelände Wohnbebauung angekündigt. Doch nichts tut sich.
Die katholische Kirchengemeinde St. Michael/Meiderich, zu der Maria Königin gehörte, hat mit dem Grundstück nichts mehr zu tun, folglich auch nicht mit den Bauvorstellungen. Der frühere Pfarrer Andreas Rose hatte das Gelände mit Kirche, Pfarrheim und Kindergarten 2014 verkauft. Neuer Eigentümer wurde die Icuras Duisburg GmbH mit Sitz in Windhagen (Rheinland-Pfalz) in der Nähe von Bad Honnef.
Deren Geschäftsführer Günter Klockner berichtet im Gespräch mit unserer Redaktion, dass er Großes vorhatte, aber durch die Gesetzgebung ausgebremst worden sei. „Wir hatten eine vollstationäre Pflegeeinrichtung mit 80 Betten und betreutes Wohnen geplant. Im Gebäude sollte auch der katholische Kindergarten Maria Königin unterkommen“, berichtet er. Aber: Durch eine zwischenzeitlich geänderte Gesetzeslage sei die Pflegeeinrichtung nicht bewilligt worden – und somit „liegt die Sache nun erstmal auf Eis“. Man habe der städtischen Gebag das Grundstück auch zum Kauf angeboten, Interesse sei signalisiert worden. Die Überlegungen seien, so Gebag-Geschäftsführer Bernd Wortmeyer, noch nicht abgeschlossen.
Somit ist die Kirchengemeinde nun in der Bredouille: Der Kindergarten ist in der jetzigen Form kaum noch haltbar, benötigt dringend ein neues Gebäude. Das aber kann auf dem einstigen Kirchengelände laut Klockner nur realisiert werden, wenn die gesamte Baumaßnahme ermöglicht werde.
In der Nachbarschaft von Maria Königin macht sich Unmut breit. Weil das Grundstück immer weiter vergammelt, die Fläche, obwohl sie eingezäunt ist, mitunter von Stadtstreichern genutzt werde und das ganze Umfeld einfach schmuddelig wirke, wie Stadtteil-Kümmerer Heinz Wiesner und der ehemalige Kirchenvorstand Paul Weitz berichten.
Früher 3500 Gemeindemitglieder
Die Kirchengemeinde wurde am 4. Juni 1961 gegründet, hatte damals rund 3500 Mitglieder, berichtet Weitz. 2007 wurde sie, wegen starken Mitgliederschwundes, geschlossen und weitere zwei Jahre später entweiht. Zum Zeitpunkt der Schließung hatte die Gemeinde Ratingsee noch etwa 1500 Mitglieder, aber nur noch wenige Kirchgänger. Maria Königin gehörte zur 2006 neugeschaffenen Großgemeinde St. Michael/Meiderich.