Marxloh. Künstlerin Frauke Frech betreut in Marxloh einen offenen Garten. Nachwuchsgärtner zwischen sechs und 14 Jahren gestalten und bewirtschaften ihn.

Die freischaffende Künstlerin Frauke Frech aus Leipzig reist derzeit durch Deutschland, um das Land in einem Langzeitprojekt kennenzulernen. Jetzt ist sie in Marxloh angekommen. Die 34-Jährige hatte im Vorfeld schon viel über den Stadtteil gehört, durch den Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel, als die Polizei dort plötzlich von Angsträumen sprach oder dass es ein Ort der Armut sei.

Sie wollen in Marxloh anpacken – zusammen mit Kindern: Student Imad Soliman (links) und die freischaffende Künstlerin Frauke Frech.
Sie wollen in Marxloh anpacken – zusammen mit Kindern: Student Imad Soliman (links) und die freischaffende Künstlerin Frauke Frech. © Funke Foto Services

„Ich wollte hingehen und selbst gucken, wie das wirklich mit der Armut ist“, sagt Frech. Sie will das Potenzial der Menschen in Marxloh entdecken und es nutzen, um Armut zu überwinden. Ihr Ansatz: ein Gartenprojekt für Kinder. „Denn gerade einen Kleingarten verbindet man mit einem guten Leben, dem Gegenteil von Armut.“

An der Paulskirche darf sie dafür den verwucherten Garten des Vereins „Tausche Bildung für Wohnen“ nutzen, und die Bildungspaten helfen mit. Zwei Nachmittage pro Woche geht Frauke Frech mit Kindern zwischen sechs und 14 Jahren in den wildgewachsenen Hinterhof, bis zu 20 kommen inzwischen zum Gärtnern. Zunächst geht es aber um Visionen.

Erste Ideen für den Traumgarten

„Wie sieht euer Traumgarten aus?“, will die Künstlerin jetzt von der Handvoll Mädchen und Jungen aus verschiedenen Kulturen wissen, die vorbeigekommen sind. In einer Ecke haben die Nachwuchsgärtner eine Holzkonstruktion gefunden und wollen daraus vielleicht ein Puppentheater machen. Daneben ist ein zugewucherter Teich. „Der schreit doch: Mach was mit mir“, freut sich Frech.

Tatsächlich hat ein Junge schon eine Idee: Dort könnte man eine Boccia-Fläche anlegen. Zwei Mädchen machen einen Gegenvorschlag. Sie wünschen sich ein Sonnensegel, das zugleich ein Regenschutz ist. So könnte eine Kuschelecke entstehen. „Die Kinder würden auch gerne einen Apfelbaum pflanzen“, sagt Bildungspate Imad Soliman, der in Duisburg Elektrotechnik studiert. „Aber der Boden ist mit Schwermetallen belastet.“ Daher überlegt er, ob ein Hochbeet für Kräuter möglich wäre.

Fortbestehen nach Projektende

Ob das aber zum gemeinsamen Traumgarten gehört, ist noch nicht entschieden. Denn als starker Regen einsetzt, gehen die Nachwuchsgärtner kurzerhand ins Vereinshaus und wollen einen Plan ihres künftigen Gartens auf Pappe aufzeichnen.

„Wir bewirtschaften den Garten aber alle zusammen. Parzellen wie in einem Schrebergarten gibt es nicht“, sagt Frauke Frech, die hofft, dass die Teilnehmer ihres Projekts Zusammenarbeit lernen, ihre Vision wertzuschätzen, einen Plan zu schmieden und wie sie ihn verwirklichen können.

Im Herbst wird geerntet, doch dann zieht die Künstlerin wieder weiter – der Garten soll Marxloh aber danach noch lange erhalten bleiben.