Ruhrort. . Der Vorsitzende Dirk Grotstollen und sein Vorstand haben zum Kennenlernen ins Café Kaldi geladen. 50 Besucher tauschen sich aus und knüpfen Kontakte.

Rappelvoll ist es im Ruhrorter Café Kaldi, der einstigen Schifferkneipe „Zum Anker“, die durch den Fernsehkommissar Horst Schimanski deutschlandweite Berühmtheit erlangt hat. Jetzt steht allerdings nicht Schauspieler Götz George vorm Tresen, sondern Rechtsanwalt Dirk Grotstollen. Als Vorsitzender möchte der 49-Jährige seinen Ruhrorter Bürgerverein den Menschen im Stadtteil vorstellen, daher haben er und der Vorstand zum ersten Bürgerabend eingeladen.

Die gut 50 Besucher sind in Gespräche vertieft, als Grotstollen zur Schiffsglocke rübergeht und mehrmals läutet. „Eine Lokalrunde“, flachst ein Gast – doch es folgt die Begrüßungsrede. „Wir freuen uns auf schöne Gespräche“, sagt der Vereinschef zum Abschluss und seine Vize, Heike Krause, ergänzt: „Es ist wichtig, dass wir angesprochen werden, denn wir wollen alles umsetzen, was unser Ruhrort lebens- und liebenswert macht.“

Weltoffen, tolerant und freundlich

Das lassen sich die Ruhrorter nicht zweimal sagen und wenden sich sofort an den Vorstand, aber auch an die vielen anderen Vereinsmitglieder, die gekommen sind. Darunter der 82-jährige Karl Scherf, der über 30 Jahre dabei ist. „Ich bin neugierig, was heute hier passiert“, sagt er. Seit 1946 lebt er schon im Stadtteil, kennt den Ort und seine Bewohner daher sehr gut. „Ruhrort ist weltoffen, tolerant und freundlich“, schwärmt der Senior. Daher möchte er auch schauen, ob er neue Nachbarn oder Vereinskameraden kennenlernen kann. Richtig lebhaft sei es inzwischen wieder, obwohl längst nicht mehr die rund 100 Kneipen von früher geblieben sind. „Aber Haniel hat Ruhrort aus dem Dornröschenschlaf wachgeküsst.“

Doch nicht nur der Weltkonzern belebt den Hafenstadtteil, auch ehrenamtliches Engagement. So sind etwa Vertreter des Kreativquartiers gekommen, außerdem Oliver Jantz vom Repair-Café, der auf das Freifunk-Projekt aufmerksam machen möchte.

Gemeinsamkeiten entdecken

„Ich finde toll, dass heute so viele unterschiedliche Leute zusammenkommen und Gemeinsamkeiten entdecken. Ruhrort wird von vielen Ehrenamtlichen getragen, sie sind ein echter Mehrwert für den Stadtteil.“ Bevor er später nach Hause geht, nimmt der Elektroingenieur ein Beitrittsformular mit – er will Mitglied im Bürgerverein werden.

Klara (17) wünscht sich mehr Werbung für hiesige Kultur, etwa kleine Gitarrenkonzerte. Zu oft höre man erst von tollen Angeboten, wenn sie vorbei sind. Ihre gleichaltrige Freundin Celina hätte gerne mehr Sportangebote für Jugendliche. Beide finden ihre Heimat jedoch sehr schön, gerade die Mühlenweide. Ein echter Ruhrortliebhaber ist ebenfalls Claudia Neurohr (36), die vor zwei Jahren aus Moers hergezogen ist. „Ich möchte mich jetzt aktiv einbringen.“ Ihr soll Dirk Grotstollen helfen, dafür einen Verein oder eine Initiative zu finden.

Ohnehin wird der Vorstand auf vieles angesprochen: etwa die Waterfront, fehlende Mülleimer für Hundekotbeutel, Denkmalpflege, Baumscheiben, verschwundene Flaggen auf der Homberger Brücke, sogar, wo man eine Wohnung findet. Viel zu tun für den Bürgerverein, doch Grotstollen weiß stets die Antwort: „Ich kümmere mich darum.“