Marxloh. . „Tausche Bildung für Wohnen“ ist bundesweit bekannt. Doch die Macher brauchen Unterstützung.
Christine Bleks kämpft. Sie kämpft jeden Tag darum, eine wirklich gute Idee in der Realität zu halten. Ob ihr das langfristig gelingen wird, steht noch nicht fest.
Bleks ist Sozialunternehmerin und die alleinige Geschäftsführerin und Ideengeberin von „Tausche Bildung für Wohnen“. Das Projekt, in dem Studenten Marxloher Kindern als Bildungspaten Nachhilfe geben und im Tausch dafür kostenlos im Quartier wohnen können, startete mit vielen Vorschusslorbeeren und gut dotierten Preisen.
Es leuchtet ja auch sofort ein, das hier aus allerlei Standortnachteilen eine Doppelsieg-Strategie entstehen kann, die Vorteile für alle bringt. Die Kinder aus den bildungsfernen Familien kriegen Unterstützung. Die Studenten und Bundesfreiwilligen machen in einem für sie ganz neuen Umfeld ein paar wertvolle Erfahrungen fürs Leben. Das Viertel wird sozial besser durchmischt.
Und Christine Blecks? Die hätte sich und anderen bewiesen, dass es möglich ist, gut und sozial zu handeln und davon auch zu leben.
Aber genau an der Stelle, wo das Projekt genug Geld abwerfen muss, um die Gehälter von Bleks und einer Teilzeit-Mitarbeiterin zu erwirtschaften, hängt der Hammer. Das Projekt finanziert sich aus dem Bildungs- und Teilhabepaket, durch das seit 2011 Kinder aus Familien, die Transferleistungen beziehen, mit Geld für Nachhilfe gefördert werden können.
Auf die Initiative von Bleks beim Besuch der Kanzlerin in Marxloh, gab es schon einige Nachbesserungen an dem komplizierten Antragsverfahren. „Mit nur einem Antragsformular und wenigen Kreuzchen sichern Eltern künftig ihren Kindern die Ansprüche auf das Bildungspaket“, steht dazu inzwischen auf der Internetseite der Stadt Duisburg. Aber soweit, dass Nachhilfe auch in den Sommerferien finanziert wird und alle Anträge zügig bearbeitet werden, ist es noch nicht.
Es gibt auch Kinder, denen keine Sozialleistungen und damit auch keine Hilfe aus dem Bildungspaket zustehen, weil ihre Eltern keine Chance auf Anerkennung als Flüchtling haben. Als Unternehmerin müsste Bleks diese Kinder eigentlich vor die Tür ihrer Tauschbörse setzen.
Aber stattdessen geben die Bildungspaten ihnen morgens spielerisch Deutschunterricht, wenn die anderen Kinder in der Schule sind. „Die lernen hier alle unheimlich schnell und saugen alles auf, was man ihnen anbietet“, sagt Christine Bleks mit leuchtenden Augen. Aus der Arbeit mit den Kindern bezieht sie Energie. „Alles, was man nicht kaufen kann, also die Atmosphäre hier in der Tauschbörse, die stimmt“, sagt sie.
Aber auch die Kasse muss stimmen und deshalb ist die Tauschbörse noch lange nicht auf der sicheren Seite, sondern dringend auf Spenden angewiesen. Und Christine Bleks muss weiter jeden Tag kämpfen, Klinken putzen. Und auf Mäzene hoffen, die begreifen, wie groß die Idee ist, der sich Christine Bleks und ihre Mitarbeiter verschrieben haben.