Walsum/Hamborn/Meiderich.. Kritik am Vorhaben der von Steag, Fernwärme Niederrhein und Energieversorgung Oberhausen gegründeten neuen Firma wird lauter.

Die geplante Fernwärmeleitung von Walsum über Hamborn und Oberhausen nach Essen wird von den einen als „Leuchtturmprojekt“ bezeichnet (Betreiber). Von anderen als „Frechheit“ (Umweltschützer). Die Kritik richtet sich nicht gegen die Idee, verschiedene Fernwärmenetze miteinander zu verbinden, sondern gegen die Art der Leitungsverlegung. Die soll im Duisburger Norden überwiegend oberirdisch erfolgen – und damit gut sichtbar.

Den Verbund als solchen befürwortet Johannes Meßer vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschlands, der zudem Vorsitzender des Duisburger Landschaftsbeirats ist. Er erläutert, wieso er die Leitung mit so starken Worten kritisiert: „Dass die Gutachter das [oberirdische Leitung, Anm. d. Red.] auch noch für ein Industriegebiet als landschaftstypisch verkaufen, halte ich für eine Frechheit.“

So sehen oberirdische Fernwärmeleitungen aus der Nähe betrachtet aus.
So sehen oberirdische Fernwärmeleitungen aus der Nähe betrachtet aus. © Gregor Herberhold | Gregor Herberhold

Zwei Rohre mit 1,20 Metern Durchmesser sollen unter anderem entlang des Wanderweges an der Kleinen Emscher verlegt werden. Damit würde sie zu einem Gebilde, das den freien Blick versperrt – von einem Naturerlebnis könne man dann dort nicht mehr wirklich sprechen, so Meßer. Jürgen Fröhlich, Sprecher der Steag, die zu 56,6 Prozent an der neuen Fernwärmeschienen-Gesellschaft Rhein Ruhr beteiligt ist, kann das Argument nicht nachvollziehen. An etlichen Stellen im Ruhrgebiet gebe es solche Leitungen bereits oderirdisch. Die meisten Rohre seien so zugewuchert, dass man sie kaum noch wahrnehme. „Die sind optisch nicht störend“, ergänzte er.

„Der Wanderweg Kleine Emscher ist dann zukünftig kein so prickelnder Spazierweg mehr“, hält Johannes Meßer dagegen. „Im Duisburger Norden will man anscheinend nach dem Motto verfahren: Mit denen kann man es ja machen.“

180 Grad heißes Wasser

Meßer fordert eine weitestgehend unterirdische Leitungstrasse. Das sei die vernünftigste Lösung. „Wir sehen großen Nachbesserungsbedarf bei der Planung“, stellt er klar.

Die Planer halten diese Lösung für nicht machbar und im übrigen für zu teuer. Bei Untersuchungen habe sich herausgestellt, dass im Boden entlang der Emscher schon Versorgungsleitungen lägen – etwa Gasrohre. Deshalb plädiert Fröhlich für die oberirdische Rohrverlegung. Und führt noch folgendes Argument an: „Wenn wir die Leitungen in die Erde legen würden, müssten wir große Gräben ziehen. Das wäre ein wesentlich größerer Eingriff in die Natur.“

Das Projekt soll bis 2019 umgesetzt werden. In den Rohren zirkuliert bis zu 180 Grad heißes Wasser, das zum Heizen, unter anderem des Niederrhein-Klinikums, aber auch von Privathäusern genutzt wird.