Marxloh. . Das NUREC-Institut untersuchte das Zusammenleben von Rumänen, Bulgaren und Alteingesessenen in Marxloh. Ergebnisse im Bürgerforum diskutiert.
Rumänische und bulgarische EU-Neubürger sind in Marxloh häufig Opfer von Diskriminierung. Außerdem verhindern Vorurteile der alteingesessenen Bevölkerung einen differenzierten Blick auf die Lebenssituation der Neubürger. Aber auch die sind nicht frei von Vor- und Pauschalurteilen, die ein gedeihliches Zusammenleben mit der angestammten Bevölkerung erschweren.
So könnte man die Ergebnisse einer Studie zur Situation des Zusammenlebens in Marxloh zusammenfassen, die das Bürgerforum des Runden Tisches Marxloh am Montagabend in der Arche vorstellen ließ. Titel: „Bulgarische und Rumänische Zuwanderer und ihre Wahrnehmung durch die alteingesessene Bevölkerung in Duisburg-Marxloh“.
Die Duisburger Forscher des NUREC-Instituts für Europastudien, die seit Jahren eng mit der Kommune zusammenarbeiten, waren von April bis Dezember 2015 im Stadtteil unterwegs und führten 82 Interviews mit 103 Personen aus drei Zielgruppen: Neubürger aus Rumänien und Bulgarien, Alteingesessene und Experten.
Türkische Minderheit in Bulgarien
Im vollbesetzten Saal an der Dahlstraße stellte Joachim Krauß, Projektmanager für die Studie und wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts, Vertretern der Marxloher Bürgerschaft einige Erkenntnisse der Untersuchung vor.
Krauß verwies darauf, dass fehlendes Hintergrundwissen bei alteingesessener Bevölkerung und Neubürgern oft zu falschen Schlussfolgerungen in der Bewertung gesellschaftlicher Abläufe führen würde.
So sei es etwa falsch, wenn in Bezug auf Zuwanderung immer wieder pauschal von rumänischen und Bulgarischen Sinti und Roma gesprochen werde. Während aus Rumänien tatsächlich hautsächlich Roma nach Marxloh zuzögen – Sinti gibt es in Südosteuropa praktisch nicht – seien viele Bulgaren weder Sinti noch Roma: „Die Marxloher Bulgaren gehörten zum großen Teil der großen türkischstämmigen Minderheit in Bulgarien an.“
In den Interviews schilderten Rumänen und Bulgaren alltägliche Diskriminierungserfahrungen. Etwa, dass ihre Kinder beim Einkaufen beschimpft wurden. Auch die Stürmung von Gottesdiensten einer rumänischen Freikirchengemeinde in Marxloh wird in den Interviews geschildert.
Die Forscher ziehen aus ihrer Untersuchung unter anderem den Schluss, dass in Marxloh schon lange bestehende Probleme mit der Zuwanderung vermischt werden. Die Ablehnung der Neubürger, sagte Krauß, schaffe zudem ein verbindendes Element zwischen deutschen und türkischstämmigen Alteingesessenen.
Kommentar: Integration müssen Einwanderer sich erarbeiten
Kommentar von Christian Balke
Bitte keine Schwarz-Weiß-Malerei!
Da hätten wir es also amtlich: Die Integration rumänischer Roma und „bulgarischer Türken“ wird erschwert, weil alteingesessene Bewohner – Deutsche wie Türken – Zugezogene diskriminieren.
Das ist aber zu kurz gegriffen und wird den Marxlohern nicht gerecht.
Die dürfen nämlich mit Recht erwarten, dass Menschen, die in Deutschland leben wollen, sich an örtliche Sitten anpassen, sich selbst integrieren. Integration kann nicht verordnet werden, sie muss vom Einwanderer gewollt sein, muss erarbeitet werden.
Wer intensiv Deutsch lernt, örtliche Gepflogenheiten und Gesetze beobachtet, kennenlernt und achtet, der wird irgendwann vom alteingesessenen Umfeld nicht mehr diskriminiert, sondern respektiert.