Meiderich. . Kommissar informierte Senioren im Beratungszentrum der Awo über alte und neue Maschen der Trickbetrügerei. Fallzahlen steigen leider.
„In Ganovenkreisen wird der Beginn der dunklen Jahreszeit gefeiert, wie Weihnachten“, sagt Kriminalhauptkommissar Ralf Schäfer im Awo-Seniorenberatungszentrum am Meidericher Bahnhof.
Schäfer, der 35 Dienstjahre bei der Polizei auf dem Buckel hat, arbeitet im Kommissariat Prävention und Opferschutz. Er nennt ein paar Zahlen: 2012 gab es deutschlandweit 117 000 erfasste Fälle von Trickbetrug, 2013 waren es schon 135 000 und 2014 sogar 157 000.
Dabei betrug die Schadenssumme im vergangenen Jahr satte 45 Millionen Euro. Dem stand eine bundesweite Aufklärungsquote von 5,9 Prozent der Fälle gegenüber. Schäfers Zuhörer nicken, das deckt sich mit ihren Erfahrungen. Fast jeder im Raum kennt jemanden, dem schon mal die Geldbörse abhanden kam.
Oder war selbst betroffen, wie Erika Meyer, die an einer Fußgängerampel in Marxloh von einem jungen Paar „versehentlich“ angerempelt wurde.
Anrempel-Trick ist typisch
Die zwei entschuldigten sich sogar. Als Meyer merkte, dass dabei ihr Portemonnaie den Besitzer gewechselt hatte, waren sie schon weit weg. „Der Anrempel-Trick ist typisch“, sagt der Experte, „Aber auch wenn ihnen ein Kleinkind penetrant mit dem Bobbycar in die Hacken fährt, kann das schon ein Versuch sein, sie abzulenken.“
Ein Kleinkind als Bandenmitglied? Das überrascht die Senioren dann doch. „Etwa 19 Prozent der Tatverdächtigen bei Trickdiebstählen sind Kinder“, erklärt Schäfer, „die Quote der Jugendlichen liegt mit 16,5 Prozent darunter.“
Er zeigt den Film einer Überwachungskamera. Das spätere Opfer steht am Bankautomaten und wird von den zwei Tätern abwechselnd von rechts und links angesprochen und bedrängt. Der etwa zehnjährige Junge blockt sie ab und der Größere schnappt sich ihr Geld.
„Ich zeige diesen Film, weil das Opfer hier eine junge, sportliche Frau auf dem Höhepunkt ihrer Kraft ist. Trotzdem hat sie keine Chance“, sagt Schäfer und rät den Senioren: „Wenn sie während des Geldziehens angesprochen werden, dann ist was faul, dann heißt es: Vorgang abbrechen!“
Viele Tipps des Kommissars sind bekannt. Geld und Papiere trennen, die Börse nicht in der Hose spazieren tragen und keinen Zettel mit der Pin-Nummer zur Bankkarte legen. „Ich weiß, das machen sie hier alle nicht“, lacht Schäfer, der seine Pappenheimer gut kennt, „das gibt keiner gerne zu. Trotzdem tippen viele Karten-Diebe auf Anhieb den richtigen Pin ein, die müssen wohl alle Hellseher sein.“