Hamborn. . Die Aktion der Industrie- und Handelskammer fand bei vielen Hamborner und Neumühler Bürgern Zustimmung. Beteiligung des Einzelhandels in Alt-Hamborn war jedoch dürftig.
Mit einem Einkauf die Lebensqualität im Ort verbessern oder Heimat shoppen sichert Arbeit und Ausbildung.
Damit warb die IHK für den Heimat-Shopper-Aktionstag am Samstag, der also den lokalen Einzelhandel in 29 Kommunen am Niederrhein stärken soll. Darunter auch die Einzelhändler im Duisburger Norden. Nur stimmt dies denn überhaupt auch?
In Hamborn rund um den Altmarkt, wo seit einigen Jahren inhabergeführte Geschäfte mit langer Tradition großen Filialbetrieben weichen, machten nur einige wenige Geschäfte mit. Obgleich, die die mitmachten, von der Aktion sehr überzeugt und zufrieden sind.
So wie das Modehaus Feller, das sogar mit Sonderrabatten lockte. Andreas Feller: „Ich freue mich über einige Neukunden. Die Leute identifizieren sich durch das Heimat shoppen mit Hamborn und tragen dazu bei, dass es Hamborn attraktiv bleibt.“
Kunden aus anderen Stadtteilen
Außerdem berichtet der 1. Vorsitzende des Werberings Hamborn, dass die Heimat shopper- Tüten, die in ganz Duisburg zusehen waren, denn viele reisten auch aus anderen Stadtteilen an, bei den Kunden sehr gut ankamen.
Mesut Akdemir kam aus dem benachbarten Meiderich, um am Heimat shoppen teilzunehmen. „Ich finde es wichtig, gerade inhabergeführte und kleinere Läden zu unterstützen, denn die kämpfen ums Überleben. Die Aktion finde ich daher sinnvoll und komme daher gerne nach Hamborn“, sagte Akdemir.
Die Initiative der IHK wollte nämlich genau die Identifikation sowie eine langfristige Bindung an die Geschäfte im Ort stärken, denn dadurch werte man den Einzelhandel in den Kommunen auf und zeige, dass es sehr wohl Vorteile gibt, nicht seinem Stadtteil in punkto Shoppen den Rücken zukehren.
Persönliche Bekanntschaften zwischen Händlern und Kunden
Weitere Vorteile sind freilich kürzere Wege und dadurch weniger Umweltbelastung. Einkaufen ohne Auto, war auch für Rentnerin Anneliese Wolf wichtig, die nämlich gar kein Auto mehr hat. Wolf: „ Es lohnt sich im Stadtteil viele gute Geschäfte zu haben. Für ältere Menschen sind kurze Wege ein entscheidender Punkt, denn viele besitzen gar kein Auto mehr.“
Ähnlich sah es auch die Beeckerin Gertrud Langenfurth. „Ich mag die Atmosphäre in Hamborn. Man kennt sich und trinkt mit Bekannten einen Café beim Einkauf zusammen“, sagte Langenfurth, die im Heimat shoppen auch eine soziale Funktion sieht. „Heimat shoppen heißt einkaufen bei Nachbarn und Bekannten“ – schreibt die Industrie- und Handelskammer in ihrer Aktions-Ankündigung. Gertrud Langenfurth würde das sofort unterschreiben.
Sie kennt beispielsweise Andreas Feller seit Jahren und kommt gerne zum Plauschen in sein Geschäft. Langenfurth sagte aber auch, dass sie eine Metzgerei vermisse, denn sie möchte nicht immer zu den großen Ketten laufen.
Dass der Leerstand ein echtes Problem in Hamborn ist, machte auch Wolf deutlich:„ Leider gibt es zu viel Leerstand hier. Das macht es für Hamborn immer schwieriger.“ Die strukturellen Probleme in Hamborn, wie das Fehlen von Fachgeschäften, die geringe Kaufkraft und die hohe Anzahl an Leerstand, konnte auch der einmalige Aktionstag Heimat shoppen nicht kleinreden oder gar lösen.
Er sorgte aber für ein Bewusstsein bei den Hambornern, dass sie es selbst in der Hand haben, was aus dem Einzelhandel in ihrem Stadtviertel wird. Dafür war der Aktionstag ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.
Auch in Neumühl sorgte die Aktion Heimatshoppen der IHK für rege Beteiligung. Auf dem Marktplatz hatten elf Einzelhändler und Dienstleister ihre Stände aufgebaut, um den Neumühlern zu zeigen, dass Einkaufen im Stadtteil noch lohnenswert ist.
Zwar machten in den Augen von Bernd Wallhorn von der Aktionsgemeinschaft der Kaufleute Neumühl, zu wenig Unternehmen mit, dennoch war er mit der Resonanz zufrieden.
Neumühler Marktplatz gut besucht
Wallhorn sagte: „Es läuft gut an. Nur ist es schade und eine vertane Chance, dass viele Unternehmen sich nicht präsentieren. Es geht ja hier nicht nur um das Akquirieren von Neukunden, sondern um ein Zeichen für den Stadtteil zu setzen und mitzuteilen, dass wir hier sind.“ Genauso sah es der Vorsitzende des Werberings Tobias Kierdorf.
Er lobte jedoch, dass auch neuerdings Handwerksbetriebe mitmachten, bemängelte im gleichen Atemzug aber auch, dass die Neumühler mehr das Angebot in ihrem Stadtteil nutzen sollten.
Kierdorf: „Wenn man einen attraktiven Stadtteil mit Geschäften haben möchte, dann muss man uns auch unterstützen.“ Wie in Hamborn kämpft auch Neumühl gegen den Leerstand und das Fehlen von Fachgeschäften an.
Der Marktplatz war an diesem Samstagnachmittag gut besucht, täuschte aber über die allgemeine Lage hinweg, meinte Helmut Hoffmann: „Das Bild ist nicht richtig. Das Problem ist, dass sich alles in der City konzentriert. Außer einigen gutlaufenden Geschäften hat man hier kaum noch etwas. Die Zentrierung und Verlagerung in die City ist gerade für uns ältere Leute schlecht“, so der Neumühler.
Ältere Kunden fühlen sich vergessen
Für Hoffmann sorgten die großen Kaufhäuser sowie Großketten in der Innenstadt für rückläufige Kundschaft in vielen Stadtteilen. Dieses Argument hörte man in der Tat öfters auf dem Marktplatz.
Der Rentner Peter Kahn pflichtete den Aussagen Hoffmanns bei. Kahn: „Uns vergisst man hier. Es spielt sich zu viel im Zentrum ab, an den Rädern leben aber auch noch Leute. Auch wir haben ein Recht, auf eine gute Infrastruktur mit guter Versorgung.“
In wie weit der Aktionstag, den angeschlagenen Neumühler Einzelhandel belebt, bleibt abzuwarten. Sicher ist, dass Bernd Wallhorn und Tobias Kierdorf weiter in Neumühl bleiben werden und für ihren Stadtteil werben, auch wenn gerade mal kein Heimatshoppen-Aktionstag ansteht.