Meiderich. . Der Duisburger Umweltexperte Dr. Johannes Meßer hatte zur letzten „Biotope-Tour“ des Jahres 2015 eingeladen. Es ging zur renaturierten Emscher.

An der letzten Exkursion „Biotope in Duisburg“ haben zahlreiche Hobbybiologen teilgenommen. Sie wandelten auf den Spuren der Alten Emscher. Über die Emscherpromenade zwischen der Hamborner Straße und der Papiermühlenstraße ging es zu den Ursprüngen des alten Ruhrgebietgewässers.

Die Sonne scheint, die rund 30 Mann starke Gruppe, die auf einer Wasserüberführung steht und ins Nass hinunter schaut, lauscht den Worten von Johannes Meßer. Der Umweltexperte deutet auf einen Pflanzenfruchtstamm hinunter und erklärt den Zuhörern Art und Funktion der Pflanze. An den Ufern des Flüsschens wächst Spitzwegerich („gut gegen Wespenstiche“), Johanniskraut („lecker als Likör“) und Beinwell („hilft bei Schmerzen in den Beinen“).

An einer abgelegenen Stelle der Alten Emscher findet Johannes Meßer am Wegesrand sogar die offene Eierschale einer Ringeltaube. „Hier sieht man, dass das Ei nicht gewaltsam von einem Raubtier geknackt wurde, sondern dass daraus ein Jungtier geschlüpft ist. Raubtiere hätten die Schale komplett zerdeppert und sie nicht so fein säuberlich geöffnet.“ Die Alte Emscher ist seit der ökologischen Umgestaltung nicht mehr die stinkende Köttelbecke, sondern ein erlebbarer Bach – mitten in Duisburg.

Überschwemmungen und Typhus

Grün statt stinkender Kloake.
Grün statt stinkender Kloake. © Funke Foto Services

In Holzwickede bei Dortmund entspringt die Emscher, schlängelt sich mitten durch das Ruhrgebiet, bevor sie 80 Kilometer weiter westlich bei Dinslaken in den Rhein fließt. Die offene Abwasserkloake der alten Tage baut die Emschergenossenschaft zu einem naturnahen Fluss um. In Duisburg sind die Arbeiten bereits abgeschlossen.

Johannes Meßer führt die interessierten Hobbybiologen die Emscherpromenade entlang zu den besonders sehenswerten Punkten. „Der gesamte Grünzug, auf dem wir uns hier in der Nähe des Ikea-Geländes befinden, ist immer noch ein Teil des Landschaftsparks Nord. Für viele zählt zum Landschaftspark lediglich das alte Industriegelände. Dabei gehört das Gebiet der Emscher bis zur Papiermühlenstraße noch dazu.“

Vor über 100 Jahren floss die Emscher durch eine sumpfige Auenlandschaft, bis sich die Infrastruktur und die umliegende Landschaft durch den Bergbau veränderten. Die Emscher wurde zum Abwasserkanal für industrielle und häusliche Abwässer. Bei Hochwasser konnte der Fluss den hohen Anforderungen nicht gerecht werden.

Es kam damals zu Überschwemmungen, die ganze Stadtteile unter Wasser setzten und Krankheiten, beispielsweise Typhus, förderten.

Seit Beginn der ökologischen Umgestaltung konnte nicht nur die Emscher, sondern auch das gesamte Ufergebiet renaturiert werden. Sprich: Die Natur darf sich frei entwickeln.

Mittlerweile wuchert das Grün an den Ufern des Bachs: Acker-Gauchheil, die schwarze Königskerze, echtes Johanniskraut, schmalblättrige Rohrkolben, hohe Teichbinsen, das zottige Wasserröschen, Eisenkraut und Stechapfel haben ihren Lebensraum auf dem steinigen Gelände rund um die Emscher gefunden.