Marxloh. . Medienmacher Halil Özet wollte im kleinen Kreis besprechen, wie sich das Zusammenleben mit zugezogenen Roma verbessern lässt. Es kamen 60 Nachbarn
Müll, „Schwarzarbeiterstrich“, Rattenplagen, nächtliche Ruhestörungen, Diebstähle, und immer aggressiver werdende zwischenmenschliche Konflikte: 60 Marxloher Bürger machten ihrem Ärger im Medienbunker am Dienstagabend Luft.
Sie zeichneten mit ihren Klagen das finstere Bild eines, aus ihrer Sicht, außer Kontrolle geratenen Integrationsprozesses tausender Roma im Stadtteil.
Im Medienbunker am Johannismarkt hatte Medienmacher Halil Özet am Dienstagabend gemeinsam mit dem Runden Tisch Marxloh im kleinen Kreis Strategien besprechen wollen, wie man in der Nachbarschaft ins Gespräch kommen kann, um die stetig wachsenden Müll- und Schrottberge im öffentlichen Raum unter Kontrolle zu kriegen.
Strategien, um Fürsorge für bulgarische und rumänische Kinder zu treffen, die im Stadtteil bis 2, 3 Uhr in der Nacht unbeaufsichtigt umherirren. Strategien, um medizinische Versorgung und Schulbesuch für hunderte nicht krankenversicherter zugezogene Romakinder zu ermöglichen.
Geltendes Recht durchsetzen
Es waren keine Rassisten oder notorischen Fremdenhasser, die da im Medienbunker über unerträgliche Zustände in Marxloh geklagt haben. Bunt gemischt, wie der Stadtteil selbst, waren die Gäste von „Made-in-Marxloh“-Macher Halil Özet.
Die Bürger klagen, seit rund zwei Jahren befinde sich ihr Stadtteil Marxloh in einer drastischen Abwärtsspirale, gesäumt von Müll, Ruhestörung, aggressivem Betteln und Ladendiebstählen.
Die Roma, die aus einer für uns fast unvorstellbaren Armut freiwillig oder durch Schlepper ermutigt nach Duisburg kamen, sind hier nur vordergründig Täter.
Vielmehr werden sie in ihrer prekären Lebenssituation oft von gut organisierten Profiteuren ausgenutzt und instrumentalisiert. Hausbesitzer, deren Strohmänner und windige Vermieter verdienen sich eine goldene Nase, weil sie diese Menschen mit Knebelverträgen in Bruchbuden einpferchen. Ohne Toiletten, Strom und Mülltonnen. Keine Krankenversicherung, keine Schule für die Kinder, keine Chance auf faire Arbeit.
Der Staat – und in ihm Land NRW und Kommune – hat die Pflicht, in Marxloh geltendes Recht durchzusetzen. Um den Stadtteil, der zurzeit einem kochenden Wasserkessel gleicht, vor der drohenden Explosion zu bewahren.
Neben dem Verhindern und Wegräumen von Müll muss dabei das Hauptaugenmerk auf der Zerschlagung der Strukturen ruhen, die aus dem Leid des ganzen Stadtteils Riesen-Renditen ziehen.
Schließlich kamen spontan rund 60 Marxloher Bürger in den Medienbunker. Türkischstämmige Ehepaare, die Angst um ihre Kinder haben. Deutsche Familienväter, die das Vertrauen in Politik, Polizei und Gesetz im Stadtteil verloren haben. Polen, Serben, gemischt-konfessionelle Ehepaare, die wegen des rasant fortschreitenden Verfalls entschlossen sind, ihrer Heimat Marxloh den Rücken zu kehren.
Videos, die sittenwidriges Verhalten rumänischer Frauen dokumentieren sollen, machten vor Beginn des Gesprächs die Runde, sorgten für eine hochemotionale Stimmung unter den zahlreich anwesenden Müttern.
Kein leichter Job für Halil Özet, der seit Jahren hart und entschlossen für ein friedliches Miteinander von Roma und alteingesessener Bevölkerung arbeitet. Ebenso wie SPD-Mann Claus Krönke, der gemeinsam mit Christian Sprenger von der Piratenpartei der einzige Vertreter der lokalen Politik an diesem Abend war.
Krönke ermunterte die Menschen, sich mit ihrem Frust nicht abzuschotten: „Werden und bleiben sie aktiv. Sprechen sie mit ihren Nachbarn, mit Politik und Verwaltung. Sagen sie uns, wo die Probleme sind.“ Halil Özet warb dafür, die Kommunikation mit den neuen Nachbarn trotz aller Probleme nicht abreißen zu lassen: „Nur wer miteinander redet, kann Probleme beseitigen.“
Außerdem forderte er die Anwesenden auf, gemeinsam und nachhaltig Politik und Verwaltung in die Verantwortung zu nehmen. Dies stieß, bei allem Frust, auf breite Zustimmung.