Duisburg-Nord. . DVG will Kundencenter Nord am 30. Juni schließen. Kritiker sprechen von „Dienstleistungs-Kahlschlag“ und sammelten 1000 Unterschriften dagegen.

Das Kundencenter-Nord der Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG), seit 17 Jahren im Marxloher Im-Brahm-Center beheimatet, wird zum 30. Juni geschlossen. Gerlinde Dolar und Tirza Steinert, zwei couragierte Frauen aus dem Duisburger Norden, haben bereits über 1000 Unterschriften gegen den, aus ihrer Sicht, „Dienstleistungs-Kahlschlag“ der DVG gesammelt.

Weil die Nachricht über die Schließungspläne zwischen Walsum und Meiderich seit Wochen als Gerücht die Runde machte, bestätigte der öffentliche Verkehrs-Dienstleister sie nun auch offiziell. Im Rahmen eines Bürgerforums, des Runden Tisches Marxloh, am Montagabend in der „Arche“.

Günter Neuen, Bereichsleiter der DVG für Kundenmanagement, stellte vor etwa 30 Bürgern die Pläne der DVG vor. Diese seien, sagte Neuen, der angespannten Finanzlage der DVG geschuldet: „Das Kundencenter kostet jährlich 250.000 Euro. Aus unserer Sicht sehr viel Geld.“

Weil das Kundencenter – obwohl vor etwas mehr als vier Jahren aufwendig renoviert – nicht mehr den Anforderungen der Zeit gerecht werde, gehe an der Schließung kein Weg vorbei. Der Kartenverkauf, sagte Neuen, werde künftig vom Lotto- und Zeitschriftenladen Heinze im Marxloh-Center übernommen. Außerdem könnten Kunden auch Telefonhotlines und Internet-Angebote nutzen.

DVG-Kunde ist nicht König, er ist der Chef!

Die DVG will ihr Kundencenter für den Norden schließen, aus der persönlichen Beratung vor Ort aussteigen. Kostengründe. Dabei erinnert die DVG an einen Frierenden, der kein Brennholz mehr hat und nun den Ast abfackeln will, auf dem er noch halbwegs bequem sitzt.

„Ich glaube, dass viele, viele Rentner künftig komplett auf ihr Abo verzichten werden“, sagt Gerlinde Dolar, sozial engagierte Seniorin, die für den Erhalt des DVG-Kundencenters in Marxloh kämpft.

Nach den heutzutage ja über allen anderen Gesetzen thronenden „Gesetzen des Marktes“ könnte sie Recht haben. Denn ein Unternehmen, das aus Sicht seiner Kunden die Dienstleistung nicht verbessert oder erweitert, sondern sie beschneidet und schrumpft, wird nach allen kapitalistischen Kriterien in die Knie gehen.

Wäre eigentlich keinen Kommentar wert, wenn es sich hier nicht um einen öffentlichen Dienstleister handeln würde. Die Bürger der Stadt sind Inhaber und Auftraggeber der DVG, sie sind der Chef! Vertreten durch Rat und OB Link.

Völlig unabhängig davon, ob die DVG gerade mal wieder Geldprobleme hat – sie hat sich in der Gestaltung ihrer Dienstleistung in allererster Linie an den Bedürfnissen der Bürger zu orientieren. Christian Balke

Kai-Jens Heinze, im Stadtteil enorm engagierter Juniorchef des beliebten Lotto- und Postladens, war im Rahmen der Veranstaltung sichtlich überrascht vom Vorpreschen der DVG: „Warum sind sie bislang denn nicht auf uns zu gekommen?“ fragte er den Kundenmanager in öffentlichen Diensten.

Ein Gespräch mit der Inhaberfamilie Heinze, sagte die DVG nun auf Nachfrage, werde in den nächsten zehn Tagen stattfinden.

Unabhängig davon, glauben Gerlinde Dolar und Tirza Steinert, die 1000 Unterschriften gesammelt haben, nicht, dass die bei ihnen hoch wertgeschätzten Heinzes einfach so in die Bresche springen können: „Die Fahrplanauskünfte, die vielen älteren Leuten ohne Internet so wichtig sind, die können sie doch gar nicht leisten“, sagt Steinert.

„Wissen sie, wie lang die Schlangen sind, die sich am Kundencenter Marxloh bilden?“ fragt Gerlinde Dolar: „Wie soll Lotto-Heinze denn so einen Ansturm meistern? Unmöglich.“ Die Frauen werden weiter für den Erhalt des Kundencenters kämpfen.

Die ersten 600 Unterschriften haben sie bereits dem Oberbürgermeister geschickt. Der schrieb in seiner Antwort, er werde sie der DVG weiter leiten.