Neumühl. . Auf Einladung der Hamborner Ruhrpottreiter war der Reise-Experte Günter Wamser nach Neumühl gekommen, um von seiner 20-Jahre-Tour zu erzählen.

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen: Günter Wamser hat eine ganz und gar außergewöhnliche Reise erlebt. Er ritt auf Pferden von Argentinien bis nach Alaska. Fünf Jahre hatte er für sein Abenteuer eingeplant. Es wurden 20. Jetzt berichtete der gelernte Flugtriebwerkmechaniker von seinen Erlebnissen im Bürgerhaus Neumühl. Im fast ausverkauften Saal lauschten die Gäste, die auf Einladung der Ruhrpottreiter gekommen waren, seinen Erzählungen und bestaunen die vielen Fotos auf einer großen Leinwand.

Zuschauer begeistert

Am Anfang stand bei Wamser eine Idee. Schon lange bevor Promis wie Hape Kerkeling „Ich bin dann mal weg” sagten, verspürte der heute 56-Jährige aus Rauenberg im Main-Tauber-Kreis ein starkes Fernweh. Die großen Weiten des süd- und nordamerikanischen Kontinents reizten ihn und lockten mit schier grenzenloser Freiheit. „Auf einem Pferd hatte ich damals allerdings noch nie gesessen”, erzählt er den aufmerksamen Gästen. „Ich wollte mich zwar auf einen Sattel schwingen – allerdings auf den eines Motorrads.”

Als begeisterter Kradfahrer sammelte er erste Reiseeindrücke zwischen Nordafrika und Nordkap. Die erste längere Auszeit, sie dauerte Ende der 1980er zwei Jahre, führte ihn durch Kanada. Nicht genug für Wamser. Auf einer weiteren Tour sattelte er um: „Ich durchquerte Guatemala mit Reit- und Packpferd. Dabei entdeckte ich alles von einer ganz anderen Perspektive. Diese langsame Art des Unterwegsseins faszinierte mich”. Eine neue Idee war geboren, Wamser machte sich 1994 auf die Reise, die sein Leben verändern sollte.

In mehreren Etappen, in denen er auch mal wieder nach Hause fuhr, ritt er von der südlichsten Spitze Südamerikas in Richtung Norden. Elf Jahre brauchte er für den Ritt bis Mexiko.

Während Wamser erzählt, ist es im Bürgerhaus mucksmäuschenstill. Manchmal jedoch, wenn er ein Foto auf die Leinwand wirft, geht ein Raunen durch die Reihen. „Wundervoll”, flüstert dann eine Stimme staunend. Aus einer anderen Ecke des Saals ist ebenfalls Begeisterung zu hören. „Atemberaubend”, sagt eine Frau. Den Gästen gefallen jedoch auch die persönlichen Erinnerungen und philosophischen Gedanken Wamsers. „Mir wurde irgendwann klar: Diese Tour ist kein Abschnitt auf meinem Lebensweg, nein, Reisen ist meine Art zu Leben.” Ein Leben, zu dem auch immer die Liebe gehörte. Nachdem er die ersten Abschnitte allein mit seinen Pferden und treuen Hunden gereist war, begleiteten ihn auch seine Freundin Barbara Kohmanns und später seine jetzige Lebensgefährtin Sonja Endlweber.

Der Atem stockte den Gästen

So unterschiedlich die Länder waren, so abwechslungsreich waren auch die Wege, auf denen Wamser ritt. „Die USA durchquerten wir auf einem Fernwanderweg, der sehr gut markiert war. In Kanada fehlten solche Wege. Wir mussten uns Wege durch die Büsche freischneiden”, erinnert sich der Traveler. Einmal mehr lassen die Bilder den Gästen den Atem stocken.