Bruckhausen. .

Das Knistern hört man schon, bevor man um die dunkle Ecke biegt. Im Verbindungshof der Liebfrauenkirche in Bruckhausen, wo früher das riesige Langhaus stand, brennt zur Nacht der offenen Gotteshäuser ein ordentliches Feuer in einem großen offenen Ofen.

Die flackernden Fackeln an den Seiten der Aufgangsbrücke komplettieren das Gefühl, eine Burg zu betreten. Der mächtige Turm der Kirche, die vor 100 Jahren ihren Dienst antrat, bietet der Industriekulisse noch immer Paroli. Zweitausend Plätze bot die Kirche einst. Die Zeit vor dem ersten Weltkrieg war für Kirchenbauer und Auftraggeber eine Phase der Hoffnungen auf unbegrenztes Wachstum.

Drinnen im Chorraum der Kirche wirft der Beamer Rap-Videos an die gewölbte Stirnwand. Die haben die Jugendlichen aus der Werkkiste gemacht. Ringsum hängen Plakate, auf denen sie ihre Vorstellungen von Heimat verewigt haben. Dazwischen singen Pfadfinder „Blowing in the wind“ zur Gitarre. Mitten unter ihnen sitzt der Abt der Prämonstratenser Albert Dölken.

Es gibt Erbsensuppe ohne Fleisch, damit jeder zugreifen kann. „Hier kommen ganz unterschiedliche Dinge zusammen“, sagt Norbert Geier, der Geschäftsführer der Werkkiste, „Verlustängste der Gemeinde, der Stadtteil im Abriss, die russisch-orthodoxe Gastgemeinde und seit 2008 unsere Jugendberufshilfe, die auch ein Ort gemeindlichen Tuns ist.“

Das 1:500 Modell von Bruckhausen, das die Jugendlichen gebaut haben zeigt jedes Haus im Stadtteil. Auch die, die jetzt wegen des Grüngürtels nicht mehr stehen. Denn die Luftaufnahmen und die Katasterpläne nach denen in der AGH Modellbau gearbeitet wurde, repräsentieren den Stand von vor drei Jahren. Bruckhausen verändert sich rasant und die Gemeinde, die zur Propstei St. Johann gehört, versucht dranzubleiben. Und Synergieeffekte zu nutzen. „Letztlich beheizen wir von der Werkkiste diese Kirche, damit die Gläubigen hier noch Gottesdienste feiern können“, sagt Geier.