Meiderich. . Die Ausstellung „Kindheit und Krieg“im Keller der St.-Joseph-Kirche am Dellplatz lässt Schüler an Kriegs-Erinnerungen teilhaben

Es ist dunkel und eng. Kälte zieht durch die undichten Fenster in den Keller der Kirche St. Joseph am Dellplatz in der Innenstadt. Kerzen brennen, doch gemütlich ist es nicht. Ganz im Gegenteil. Die Schüler des Meidericher Max-Planck-Gymnasiums blicken sich skeptisch um. Dann flackern Bilder von Bunkern an einer Wand auf. Passend dazu berichtet eine Kinderstimme auf Tonband von Bombenangriffen und entsetzlicher Furcht. Die Schüler sind mitten drin in der Ausstellung „Kindheit und Krieg“, die Erinnerungen des Zeitzeugen Heinz Abels mit Fotos aus Duisburger Bunkern und Installationen des Künstlers Josef Tobias verknüpft.

Die Kinderstimme, die Abels zu Papier gebrachte Erinnerungen vorträgt, jagt den Jungen und Mädchen sichtbar einen Schauer über den Rücken. Schweigend starren sie auf die Bunkerbilder, die per Beamer an die dreckige Wand geworfen werden. Auch wenn es eng ist in dem Keller, der jetzt umso mehr an einen Bunker erinnert, rücken sie noch näher zusammen.

Von ohrenbetäubendem Lärm der Bomben und einstürzenden Häusern berichtet die Stimme. Brennende Kirchtürme, Gasgeruch in der Luft und tote Menschen und Tiere auf den Straßen. Abels Memoiren sind detailreich und schrecklich. Doch sie berichten auch von Momenten des Friedens und der Hoffnung, den er als Junge empfand, während er dicht bei seinen Eltern im Bunker kauerte.

Persönliche Erinnerungen

Die Schüler nehmen an dem Kurs „European Studies“ teil. Verschiedene Jungen und Mädchen aus den neunten Klassen des Gymnasiums beschäftigen sich dabei mit der Kriegsgeschichte Europas. „Die Ausstellung passt sehr gut zu dem Projekt. Wir wollen erforschen, was der Krieg mit Menschen anrichtet“, erklärt Lehrer Claudia Haupt. Gemeinsam mit Schulleiter Gerhard Ufermann lässt sie auch persönliche Erinnerungen der eigenen Familie an den Zweiten Weltkrieg einfließen.

Die Schüler brauchen Zeit, das gesehene und Gehörte zu verarbeiten. Still blicken sie sich in dem Keller um. Bilder und Installationen, die Babypuppen und Totenköpfe kombinieren, lassen die Jugendlichen unter einander diskutieren.

Der 14-jährige Max ist bewegt. „Ich finde diese Ausstellung ergreifend“, sagt er. „Ich konnte mich gut hereinversetzen in denjenigen, dessen Erinnerungen wir gehört haben. Ein seltsames Gefühl. Außerdem haben mir die künstlerischen Aspekte hier gefallen.“ Deborah ist ebenso überwältigt von ihren Eindrücken: „Hier in diesem Keller zu sein, ist sehr spannend und ein bisschen beklemmend“, sagt sie.