Walsum/Hamborn/Meiderich. In diesem Teil unserer Serie über Wildtiere in der Stadt geht es um Rehe. Sie fühlen sich überall wohl, wo der Mensch sie in Ruhe lässt. Etwa in der Rheinaue.
„Den Rehen geht es in der Rheinaue gut.“ Zu diesem Schluss kommt Jochem Abels von der Unteren Jagdbehörde Duisburg. Mit Fotofallen – das sind Kameras, die bei Tag und Nacht automatisch auslösen, wenn sich vor der Linse etwas bewegt – sind die eher scheuen Tiere immer wieder registriert worden. Wenn Menschen in der Nähe sind, halten sie eher Abstand, verstecken sich dann im hohen Gras, im Gebüsch oder den bewaldeten Bereichen.
Am ehesten sind sie in der Dämmerung, morgens wie abends zu beobachten – dann geben sie ihre Deckung auf, um zu äsen. Aufgestellt wurden die Fotofallen im Bereich Walsum übrigens nicht wegen der Rehe, sondern weil die städtischen Naturschützer um Randolph Kricke herausfinden wollen, ob sich Waschbären in dem Gebiet dauerhaft aufhalten und eventuell sogar vermehren.
Junge Bäume müssen geschützt werden
Die Rehe werden, wie auch andere Tiere, dann beiläufig mitgeknipst.
Dass sich die Tiere in dem Landschaftsschutzgebiet so wohl fühlen, hat einen simplen Grund, so Abels: „Da werden sie in Ruhe gelassen.“ Wichtig ist, dass dort auch keine Hunde frei laufen – sie würden die Tiere aufscheuchen.
Nicht nur im höchsten Duisburger Norden sind Rehe anzutreffen. „Sie fühlen sich auch auf Industriebrachen wohl“, sagt der Fachmann. Etwa bei Thyssen-Krupp, aber auch im Landschaftspark Nord, in der Ruhraue in Obermeiderich, auf dem alten Zechengelände hinter der Marxloher Moschee und sogar im Stadtwald Hamborn (neben dem Botanischen Garten) kann man sie mit etwas Glück entdecken. Kurzum: überall dort, wo es Versteckmöglichkeiten, ausreichend Futter und Ruhe vor dem Menschen gibt. Zivilisationsgeräusche indes stören sie kaum – man kann sie ja auch immer wieder an Landstraßen und Autobahnen entdecken, selbst im Autobahnkreuz. Selten entdeckt man ein Tier allein, meist sind Rehe zu dritt.
Schäden richten sie nur sehr wenig in der Natur an. Wenn die Stadt auf Freiflächen allerdings Büsche und Bäume neu setzt, dann muss sie die jungen Pflanzen schützen, denn sonst könnte es ein, dass sich die Tiere daran gütlich tun. „Sie mögen junge Triebe“, weiß Abels. Sie sind also echte Leckermäuler, die möglichst „nur das Feinste“ verspeisen.
Keine natürlichen Feinde
Krankheiten übertragen die Tiere hierzulande nicht. Natürliche Feinde haben sie in Duisburg nicht – bis auf Rotfüchse, die aber auch nur im tiefsten Winter mit hohem Schnee eine Chance haben, Beute zu machen. Ansonsten sind Rehe schneller weg, als ein Fuchs schauen kann.
Gejagt werden Rehe auch in Duisburg: Etwa 130 pro Jahr.