Bruckhausen. . Mit einer Tour durch Bruckhausen endet unsere Serie „Stadtspaziergänge“. 25 Mal schauten wir nach den Schönheiten in den Stadtteilen.
Die wirklich ungewöhnliche Liebfrauenkirche ist zweifelsohne das Wahrzeichen des Stadtteils Bruckhausen. Der mächtige, gut 50 Meter hohe, kupferverkleidete Turm ist weithin sichtbar. Nur mit einem Bogen, der an einen römischen Viadukt erinnert, ist er mit dem heutigen Gebetsraum verbunden – dazwischen befindet sich eine Freifläche.
„Früher“, erzählt der Lehrer Bernd Wehnhardt, „war der heutige Platz zwischen Turm und Gebetsraum auch Kirchenraum“. 2000 Menschen konnten Anfang des 20. Jahrhunderts am Gottesdienst teilnehmen. Es gab 1000 Steh- und 1000 Sitzplätze.
Heute beherbergt die Kirche an der Schulstraße die katholische Gemeinde und die russisch-orthodoxe. Der Gebetsraum ist schlicht – es gibt keine Wand- und Deckenbilder – und doch ist er so stimmungsvoll. Stahl beherrscht das Bild: Ein eisernes Kreuz, schmiedeeiserne Kerzenhalter, die „Kanzel“ aus einem Doppel-T-Stahlträger. Dieselben findet man im Dachstuhl. Thyssen lässt grüßen... Dazu das hohe Gewölbe – ein ganz besonderer Ort, den man gesehen haben sollte.
Spinnenweben versperren den Weg
Den Turm dürfen wir an diesem kalten, windigen Morgen besteigen. Nichts für Menschen, die leicht schwindelig werden, stellt unser Fotograf fest. Er streikt, als die enge, steile Wendeltreppe vor uns auftaucht. Spinnenweben versperren den Weg – hier war schon lange niemand mehr. Der Kettenaufzug des alten Uhrwerks baumelt von der Decke, in einem riesigen Schrank entdecken wir die tellergroßen Zahnräder. Weiter oben hängen die mächtigen Glocken. Wir fühlen uns wie in einer anderen Zeit.
Vorsichtig steigen wir wieder hinab. Jetzt geht’s ums Eck, in den Keller der Kirche. In der Krypta, wo die Werkkiste mit Auszubildenden ein Café betreibt, wärmen wir uns mit einem heißen Kaffee auf, plaudern mit den Menschen. Die Besucher sind meist Leute aus dem Ortsteil, die sich eine Kaffeepause gönnen. Manchmal finden dort auch Familien- oder Vereinsfeiern statt. „Es war auch schon mal eine Ausflugsgruppe da“, sagt Wehnhardt.
Hübsche Fassaden aus der Zeit um 1900
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Wir schlendern über den vor einigen Jahren neu gestalteten, baumbestandenen Wilhelmplatz, entdecken hübsche Fassaden. Machen uns auf den Weg zum Heinrichplatz. Heute ist kein Markt, Kinder tollen herum. Nebenan, auf dem Spielplatz, albern Mädchen herum, Jungen versuchen sich als Özil, Schweinsteiger und Co. Auch dort, entlang der Bayreuther Straße, wieder herrliche Bauwerke aus der Zeit um 1900 – mit gemauerten Ornamenten, Erkern, Türmchen.
Andere Häuser haben imposante Eingänge – mit Säulen links und rechts der Tür und Bogenfenstern statt schlichtem Kellerloch. Einen modernen Prachtbau, ebenfalls mit Erkern, Rundbogenfenstern und blauer Verglasung hat sich der Bruckhausener Verein für Bildung, Kultur und Integration an der Ecke Diesel-/Eitelstraße gegönnt.
Immer wieder sehen wir Menschen in kleinen Gruppen zusammenstehen – sie plaudern, lachen. Auf der Straße, am Kiosk, im Schnellrestaurant. Eile? Scheint ein Fremdwort in diesem Ortsteil zu sein.
Spaziergang durch Bruckhausen
Was macht den Ortsteil lebens- und liebenswert?
Ich wohne seit anderthalb Jahren mit meiner Familie in Bruckhausen und bin gut aufgenommen worden. Die Nachbarschaft ist nett, hier hält man noch zusammen. Und die Kriminalität ist niedriger als in anderen Stadtteilen.“ Ali Kilic (49)
Seit 1980 lebe ich mit meiner Familie in Bruckhausen. Hier gefällt mir alles. Und wenn man mal Probleme hat, helfen die Nachbarn. Ich bin sicher: Bruckhausen wird noch schöner, wenn der neue Park erstmal fertig ist.“ Yasar Aydemir (65)
Ich arbeite seit mehr als fünf Jahren als Lehrerin in Bruckhausen. Besonders gut gefallen mir die alten Häuser mit den schönen Fassaden. Und ganz besonders die Liebfrauenkirche. Die ist wirklich wunderschön.“ Doris Bossmann (48)
Z Der Wochenmarkt am Kulturbunker ist sehr authentisch. Man bekommt alles – Obst, Gemüse, Fleisch. Und der Kulturbunker an der Dieselstraße leistet sehr gute Arbeit. Das ist eine schöne Institution.“
Bernd Wehnhardt (56)
Ich lerne in der Werkkiste, machen meinen Hauptschulabschluss nach. Ich komme jeden Tag aus Laar. Die Umgebung ist nicht schlecht und ich fühle mich sicher. Probleme habe ich hier noch nie gehabt, das ist ein sicherer Stadtteil.“ Marius Rüdel (18)