Hamborn. In diesem Teil unserer Serie Stadtteilspaziergang wollten wir von den Bewohner der Hamborner Jupp-Kolonie erfahren, was das Leben dort angenehm macht.
Es ist lausig kalt. Doch die Herzlichkeit der Menschen in der Hamborner Jupp-Kolonie sorgt dafür, dass uns warm ums Herz wird. Dazu noch ein leckerer Kaffee am Büdchen und ein Glas süßen Tees im Tante-Emma-, pardon: Onkel-Mustafa-Laden – und schon ist die Kälte vergessen.
Wir schlendern durch eine der ältesten Hamborner Werkssiedlungen. Um 1880 ist sie entstanden, gehört jetzt zum Großteil der Immeo. Noch heute stehen die meisten alten Backsteinbauten. Die Häuser haben Charme. Die hellen, verputzten zwischen den Ziegelbauten stammen indes aus der Nachkriegszeit. Sie ersetzen die Bauwerke, die von Bomben zerfetzt wurden. Der 74-jährige Hans-Dieter Terzenbach erinnert sich noch genau, wie es in der Siedlung nach einem Angriff aussah. Getroffen werden sollte Grillo. Aber die Bomben zerstörten erst ein Doppelhaus an der Straße An der Abtei und dann alle weiteren bis zur Ecke Bremenstraße.
Nach dem Wiederaufbau wurden an der Bremenstraße zusätzliche Wohnblöcke errichtet, um die Siedlung zu vergrößern. Der Zustrom an Menschen war groß. Aber Wohnungen waren Mangelware. „Man musste verheiratet sein, um eine Chance zu haben“, berichten die Eheleute Terzenbach und Vogel. Immerhin: Die Miete war erschwinglich. „34 Mark haben wir anfangs gezahlt“, erinnert sich Ingrid Vogel.
Die Siedlung, in der Anfang des 20. Jahrhunderts neben Deutschen auch viele Polen lebten, hat heute rund 2100 Bewohner, überwiegend Deutsche, Türken und Kurden, berichtet Erkan Üstünay. Seit sieben Jahren kümmert er sich um die vielen Jugendlichen im Stadtteil. Mehrere 100 sind es. Er bietet ihnen mit Unterstützung des Jugendamtes im Treff Respekt unter der Moschee an der Buschstraße einen Platz, wo sie sich sinnvoll unter Anleitung und Aufsicht beschäftigen können, statt auf der Straße herumzulungern. Die Kleineren können derweil auf dem großen, sauberen Spielplatz an der Steigerstraße herumtollen.
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Oben in der Moschee und in der dahinter liegenden Teestube treffen sich vor allem muslimische Männer. Es geht locker und fröhlich zu, wir werden, wie schon zuvor bei unserer Tour durch die Straßen, freudig begrüßt. Schütteln Hände, werden in den Gebetsraum eingeladen.
Am Büdchen an der Buschstraße erfahren wir, dass man sich dort zum Tratschen trifft. Und dass die Schüler gerne zum Naschen vorbeischauen. Der Kaufmann an der Steigerstraße dagegen ist der Nahversorger: Bei ihm gibt es alles – vom frischen Brot über Eier, Obst, Gemüse, bis hin zu Tiefkühlkost.