Aldenrade. . Wie heißt denn nun der alte Bauerhof am Lindemanshof in Duisburg-Aldenrade? Hülsermannshof? Oder Lindemannshof? Helmut Schorsch, Vorsitzender des Heimatvereins Walsum, stellt klar: Beide Namen sind richtig, denn beide Familien lebten dort.

Die einen nennen ihn, wie auch die Denkmalschützer der Stadt Duisburg, Hülsermannshof. Andere kennen ihn als Lindemannshof. Beide haben, so Helmut Schorsch, Vorsitzender des Heimatvereins Walsum, recht. „Bauerhöfe wurden früher oft nach den Besitzern benannt.“ Folglich hätte man ihm auch noch andere Namen geben können, denn über die Jahrhunderte hatte er verschiedene „Bewirtschafter“. Der letzte war Kaspar Deppenkemper. Das war ein Borkener, der 1930 nach Walsum kam und das Gehöft als Verwalter übernahm. Er arbeitete im Auftrag der Bergbau AG, die den Hof mit allem Land drumherum gekauft hatte.

Einen Bauernhof gab es dort, wo heute eine schicke Siedlung steht, schon um 15. Jahrhundert. Ein gewisser Hinrich ter Lynden, so Helmut Schorsch, habe damals dort gelebt und gewirtschaftet. Von diesem Namen leitet sich vermutlich Lindemann ab.

Deppenkemper war letzter Bauer

Über die Jahrhunderte wechselten mehrfach die Besitzer, weiß der Chef des Heimatvereins. Die Gebäude wuchsen: Es kamen Scheunen und Remisen dazu. Ebenso Trakte fürs Personal. Das Haupthaus war mal größer, mal kleiner. So, wie man es heute kennt, stammt es der Inschrift nach von 1860: „Her. Hülsermann ... Hülsermann, geb. Rohland“ haben die Denkmalschützer festgehalten.

1983 ging Deppenkämper in den Ruhestand, damit endete die Landwirtschaft auf dem Areal. Schon damals entstand die Idee, das Backsteinbauwerk in ein reines Wohnhaus umzuwandeln. Ursprünglich stand der Bau an der Kurfürstenstraße 81. Später wurde die Straße, als das Neubaugebiet entstand, in Lindemanshof umbenannt. Heute trägt das Haus die Nummer 13.

Unter Denkmalschutz gestellt wurde es gegen den Protest der damaligen Bezirksvertretung am 15. März 1985. Unter Federführung der SPD verständigten sich die Walsumer darauf, den Bau abzureißen. Er selbst und das Umfeld waren heruntergekommen. Die Menschen ärgerten sich über den Anblick. Nur Kinder liebten den alten Hof – er war ihr Abenteuerspielplatz.

Kulturausschuss überstimmte die Walsumer

Trotz des Beschlusses der Bezirksvertreter folgte der Eintrag in die Denkmalliste – der Kulturausschuss der Stadt Duisburg sprach sich als höheres Gremium dafür aus, einen der wenigen verbliebenen Höfe zu erhalten. Das war im Mai 1983. Ein Jahr später verkaufte die Hamborner Bergbau AG das Gehöft samt Gelände an einen Investor, der dort die heutige Siedlung plante. „Der alte Hof wurde praktisch abgerissen und aus den alten Steinen originalgetreu wieder aufgebaut“, erinnert sich Helmut Schorsch.

Dass die Landwirtschaft immer mehr schrumpfte, hatte mit der Industrialisierung zu tun. Zum einen wurden Flächen für die neuen Betriebe benötigt, zum anderen Bauland für die Wohnungen der Arbeiter. Hinzu kam die Hoag-Bahn, die die Flächen zerschnitt und ein sinnvolles Bewirtschaften der Ackerflächen schwer machte. Schon 1896 gab deshalb der damalige Hofherr Hülsermann eine Anzeige auf: Ackergut-Verpachtung wegen Aufgabe der Landwirtschaft...