Marxloh. . Konfirmationsurkunden, Soldatenpässe, Lebensmittelkarten, Fotos und Feldpostkarten präsentiert die Marxloher Bonhoeffer-Gemeinde derzeit in der Kreuzeskirche. Die Dokumente stammen überwiegend von Hamborner Familien.

„Wir sind mehr als überrascht worden von den vielen Reaktionen auf unseren Aufruf“, sagt Hans-Gerd Hable von der Geschichtswerkstatt an der Marxloher Kreuzeskirche. Das Spurensucherteam rund um den Pfarrer Hans-Peter Lauer hatte vor Wochen um Leihgaben für seine Ausstellung zum Ersten Weltkrieg gebeten und die Hamborner und Marxloher lieferten reichlich.

Konfirmationsurkunden, Soldatenpässe, Lebensmittelkarten, Fotos und Feldpostkarten flatterten nach und nach ins Marxloher Gotteshaus. Für Hable die größte Überraschung: Auch bei seiner eigenen Schwiegermutter fand sich ein ganzer Stapel Feldpostkarten ihres Großvaters. Ein Schatz, von dem der Hobby-Historiker bis dahin gar nichts gewusst hatte.

Den „dicksten Brocken“ zur Ausstellung lieferte der Gründer des Hamborner Heimatvereins, Jörg Weißmann, aus seiner großen privaten Sammlung. Eine ca. 70 Kilogramm schwere, steinerne Gedenktafel vom Hamborner Marineverein für die gefallenen Marinesoldaten, die er vor Jahren ersteigerte.

Duisburger Norden kommt zu kurz

Weißmann, der schon viele Jahre Altes und Geschichtsträchtiges über Hamborn sammelt, würde gerne alle Stücke öffentlich zugänglich machen. „Wir wünschen uns ein Heimatmuseum in der leerstehenden Oberbürgermeisterwohnung im alten Hamborner Rathaus“, sagt er. Aber er sagt auch: „Der Duisburger Norden kommt, was die Würdigung seiner Geschichte angeht, viel zu kurz.“ Umso mehr freut er sich über die enge Kooperation mit der evangelischen Bonhoeffer-Gemeinde.

Die Ausstellung in der Kreuzeskirche

Zu sehen ist die Ausstellung in der evangelischen Kreuzeskirche, Kaiser-Friedrich-Straße 40.

Die offene Stadtteilkirche ist an Werktagen von neun bis zwölf Uhr und dienstags und donnerstags von 16 bis 18 Uhr geöffnet.

Gezeigt werden zahlreiche Dokumente Hamborner Bürger, darunter Feldbriefe, Fotos, Soldatenpässe.

Der Eintritt ist frei.

Die möchte mit ihrer Ausstellung über den Weltkrieg, der vor 100 Jahren begann, die lokalen Bezüge hervorheben. So sind auch Fotos von Hamborner Häuserwänden mit Kugeleinschlägen aus der Zeit der Spartakisten-Aufstände zu sehen. Befremdlich wirken auf den modernen Betrachter die Feldpostkarten, die verharmlosende, fast idyllische Bilder von der Front zeigen, um die Lieben daheim zu beruhigen. Da rasieren sich die Soldaten im Schützengraben fröhlich gegenseitig, während daneben ein Posten mit dem Gewehr im Anschlag über den Grabenrand späht.

Auch der Soldatentod wird heroisiert und entschärft zugleich. Ein Gedenkblatt für die Angehörigen zeigt einen Gefallenen, der friedlich zu schlafen scheint und keine sichtbaren Verletzungen aufweist, umschwebt von einem Engel. Darüber steht die Aufforderung aus dem ersten Johannesbrief: „Wir sollen auch unser Leben für die Brüder lassen“. Den Bibelspruch für das Blatt hatte Wilhelm II. selbst ausgesucht.

Pfarrer Lauer interessieren die Ausstellungsstücke, die etwas über das Verhältnis zwischen Kirche und Staat, zwischen Thron und Altar erzählen, am meisten. „Wir hatten keine Zeit, alle Stücke systematisch auszuwerten“, sagt er, „da gibt es noch einige Schätze zu heben.“