Obermeiderich. . Ende Oktober war offiziell Schluss: Da ging Pastor Hans-Bernd Preuß in den Ruhestand. Der Kirchenmann will seiner Gemeinde in Duisburg-Obermeiderich aber treu bleiben. Genauso wie dem MSV, dessen Spiele er „in guten wie in schlechten Zeiten“ im Stadion verfolgt.

Eines steht für Hans-Bernd Preuß fest: Auch als Pastor im Ruhestand wird er weiter für seine Obermeidericher da sein. Mit einem Unterschied: Bislang musste er die gemeindlichen Aufgaben wahrnehmen, jetzt darf er. Er tut’s gerne: Die Kirchenkneipe betreut er weiter, er wird sich, wenn gewünscht, gelegentlich um Trauungen kümmern, auch die Durchblicke-Gottesdienste halten.

Zeit für die Familie und Hobbys

Endlich hat er viel Zeit – für sich, seine Hobbys (er ist großer MSV-Fan und liest gerne, vor allem Krimis) und seine Familie.

Dass der heute 65-Jährige mal Pastor werden würde, ahnte er nicht. Er studierte Sport, evangelische Theologie und Geschichte fürs Lehramt – und war nach dem Abschluss an einer Voerder Schule tätig. Dort unterrichtete er unter anderem zwei Brüder des früheren Walsumer Bezirksbürgermeisters Heinz Plückelmann.

Ehrenamtlich jobbte er damals beim CVJM – dem Christlichen Verein junger Menschen. So kam er stärker mit der Kirche in Kontakt. Schon bald, erinnert sich Preuß, habe man ihn gefragt, ob er sich nicht vorstellen könnte, hauptberuflich in die kirchliche Jugendarbeit einzusteigen. Er konnte – und übernahm als Jugendreferent die Arbeit im Kirchenkreis Duisburg-Nord. Und das 17 Jahre lang. Gleichzeitig arbeitete er als Laienprediger. „Über einen Modellversuch bin ich dann hauptberuflicher Pastor geworden“, sagt der Unruheständler. Ohne weitere Ausbildung, ohne weiteren Uni-Abschluss. „Das war früher möglich.“

Mehr um den einzelnen Menschen kümmern als früher

Um die Jugend hat er sich bis zu seinem letzten offiziellen Arbeitstag Ende Oktober (wir berichteten) gekümmert. Das hat jung gehalten.

Dem MSV hält er auch im Ruhestand die Treue – „in guten wie in schlechten Zeiten“. Er geht weiterhin regelmäßig zu den MSV-Spielen („ich habe eine Dauer-Stehplatzkarte“), kauft Fantrikots. Sein ganzes Arbeitszimmer ist voll mit Zebra-Devotionalien, daneben hängt der Talar.

Wie haben sich die Gemeinde und die Arbeiten in der Gemeinde im Laufe der Zeit verändert? Preuß: „Vor fünfzig Jahren hatten wir 13 000 evangelische Christen in Obermeiderich, jetzt sind es nur noch 5 500.“ Heute müsse man sich zum Beispiel deutlich intensiver um den einzelnen Menschen kümmern, ihm als Gesprächspartner zur Verfügung stehen und ihn mitunter auch über lange Zeit begleiten.

Wegen des Mitgliederschwundes wird Preuß’ Stelle künftig nicht mehr besetzt. Glück für ihn: Er kann auf unbestimmte Zeit in seiner alten Dienstwohnung bleiben – und damit in der Nachbarschaft seiner Freunde und Bekannten.