Meiderich. . In Meiderich wollte der Hoppeditz trotz einer Gerstensaft-Kur nicht wach werden. Zünftige Blasmusik hauchte ihm (oder ihr) dann wieder Leben ein. Überzeugend als wiedererwecktes Karnevals-Maskottchen: Bezirksbürgermeisterin Daniela Stürmann, die aber nicht über alles lachen konnte

Um kurz nach elf am Sonntagmorgen beugt sich auf der Bühne am Meidericher Bahnhofsvorplatz Steffen Rainsch vom MCV Blau-Weiß besorgt über den schlappen Hoppeditz auf seiner Bahre. „Isch glaub dä krischt kein Luft“, stellt er fest und schickt Peter Oschmann vom TSV erstmal Bier holen.

Der Hoppeditz muss früh raus, in diesem Jahr, schließlich ist seine Erweckung durch alle Meidericher Karnevalsvereine einer der Höhepunkte des 30. Martinsmarktes. „Alles unter einer Kappe“, ist diesmal das Motto der fünften Jahreszeit.

Aber ob Bier alleine reichen wird, um den Saisonschlaf des verkörperten Symbols für den rheinischen Karneval schon zwei Tage vor dem sprichwörtlichen Elften im Elften zu beenden, scheint fraglich. Gespannt schaut alles zu, was in Meiderich Rang und Narrenkappe hat. Der Hoppeditz schluckt sein Weckbier auch zügig runter, gibt aber sonst kein Lebenszeichen von sich.

Weckruf mit den dicksten Trommeln

„Boah, der säuft ja wie ein Loch“, staunt Rainsch. Er hat einen speziellen Weckruf geplant, der den faulen Burschen von der Bahre blasen soll. Die zottigen Ruhrpott Guggis sind da und ordnen ihre drei dicksten Trommeln auf die Bühne ab.“ „Dat sind die, die in Duisburg am meisten Palaver machen“, sagt Rainsch und reibt sich vergnügt die Hände. Und tatsächlich, bei der „Druckbetankung“ seiner Gehörgänge mit der schaurig-schrägen Trommel und Blasmusik springt der Hoppeditz gepeinigt von seiner Lagerstatt, nimmt die Kappe ab und – verwandelt sich in die Bezirksbürgermeisterin Daniela Stürmann.

„So war das nicht geplant“, beklagt sie sich lachend und reibt sich die Ohren, „und das mir, wo ich doch sowieso schon die ganze Zeit einen Tinnitus habe.“ Auf die übliche Rede mit kleinen Anspielungen auf die Bezirkspolitik verzichtet sie lieber. „Es macht mir natürlich nichts aus, mich selber mal kräftig durch den Kakao zu ziehen“, sagt sie im Interview, „aber auf den Kollegen rumhacken wollte ich dann doch lieber nicht.“ Stattdessen hat sie bei strahlend blauem Himmel Zeit für einen kleinen Bummel über den Martinsmarkt. Dort könnte sie zum Beispiel am Hörtest-Mobil bei Barbara Eikmeyer kostenlos prüfen lassen, ob ihr Gehör die Ruhrpott Guggis unbeschadet überstanden hat.

Auf der Bühne geht es lautstark weiter. Bis eben haben die sechs Tänzerinnen der „Echten Freunde“ aus dem benachbarten Röttgersbach ihre schönen Beine noch am Stromkasten gedehnt und mit ihrer Trainerin Jasmin Siewert ihr spezielles Einheizritual vor dem Auftritt durchgezogen. Nun fliegen die kurzen Röcke zu den aufgepeppten Rhythmus von „Nur nicht aus Liebe weinen“. Das hatte ohnehin keiner vor. Die Mädels machen inzwischen schön hintereinander Spagat und beim „Prosit auf die Gemütlichkeit“ singen und schunkeln alle Meidericher mit.