Meiderich. . Den Anwohnern der Dislichstraße teilte die Stadt per Handzettel mit, dass die Turnhalle Dislichschule kurzfristig zur Asylunterkunft wird. Anwohner-Emotionen zwischen Gelassenheit und Ärger

„Kann ich ihnen sagen, wie ich damit umgehe“, sagt der Mittvierziger im schicken Anzug und Kamelhaarmantel, der gerade seine Wohnung gegenüber der Dislichschule verlassen hat, „ich habe meinem Vermieter schon heute morgen die Kündigung übermittelt. Ich will und werde hier nicht länger wohnen.“

Grund für den spontanen Wegzug des Geschäftsmannes, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, sind die 50 Asylbewerber, die von der Stadt Duisburg schon in 14 Tagen in der Sporthalle Dislichstraße untergebracht werden sollen.

Offiziell informiert wurden die Anlieger der Dislichstraße und der angrenzenden Straßen darüber mit einem Handzettel des städtischen Amtes für Soziales und Wohnen, den sie am Donnerstagmorgen in ihren Briefkästen und an den Haustüren fanden.

Er werde nun nach Buchholz ziehen, sagt der Mann, der im Immobiliengeschäft ist: „Die Gerüchte, dass Asylbewerber in die Turnhalle kommen, gibt es ja schon seit einem Monat, aber offiziell war da für uns bislang nichts zu erfahren.“

Während Reporter und Anwohner reden, sind rund um die Turnhalle, die etwas versteckt im Hinterhof der seit zweieinhalb Jahren geschlossenen Dislichstraße liegt, zahlreiche Arbeiter städtischer Tochtergesellschaften zu Gange.

Sie arbeiten nach einem anspruchsvollen Zeitplan, denn laut Sozialdezernent Reinhold Spaniel, der die Presse am Donnerstagmittag über die Asylbewerberunterkunft Dislichstraße informierte, sollen schon in 14 Tagen die erstern Flüchtlinge einziehen: „Insgesamt werden 50 Personen dort wohnen“, sagte Spaniel.

Stadtdirektor Spaniel stellte die Pläne für die Behelfsunterkunft in Meiderich gemeinsam mit Andrea Bestgen-Schneebeck vor, der Chefin des Amts für Soziales und Wohnen. „Die Unterkunft soll maximal ein Jahr lang genutzt werden“, sagte Bestgen-Schneebeck, die statt der Turnhalle gern das angrenzende Schulgebäude genutzt hätte: „Können wir aber nicht, weil wir da Brandschutz-Probleme bekommen hätten.“

Derweil sehen vor Ort an der Dislichstraße längst nicht alle Anwohner die baldige Ankunft der Asylbewerber als Problem an. „Ich kann gar nicht versehen, warum es Leute gibt, die nicht bereit sind, den Flüchtlingen eine Chance zu geben“, sagt ein Anwohner, der gerade auf dem Balkon eine Zigarette raucht.

Er habe im Fernsehen in einer Reportage viel über die Not in Syrien gesehen: „Wer vor so einem Krieg flüchten muss, den sollten wir hier willkommen heißen“, sagt der Mann, „und ich glaube, die Syrer, die lernen auch gerne Deutsch.“