Duisburg. Der Kulturtreff Alte Dorfschule im Duisburger Westen ist mit Unterstützung des Trägervereins und von Paten gewachsen: Kabarett, Musik und mehr.

Tief im Westen zeigt Duisburg seine dörfliche Seite im beschaulichen Rumeln. Auch die alte Dorfschule von 1856 unterstreicht mit ihrer Backsteinfassade die heimelige Atmosphäre. Hinter dem Gebäude, im Schulhof liegt die Eingangstür zum Kulturtreff – und damit zu einem Spielort, dessen Programm in den letzten Jahren stetig größer und vielfältiger geworden ist. Der Kulturtreff Alte Dorfschule ist quasi ein Familienbetrieb, organisiert als Trägerverein und unterstützt von örtlichen Geschäftsleuten und dem Runden Tisch Rumeln-Kaldenhausen als Paten.

In den Räumen der historischen Dorfschule

Die aus Hessen stammende Delia Rosenberger-Pügner und ihr Mann Ingo Pügner, gebürtiger Bremer, haben sich als Musikstudenten an der Folkwang-Hochschule kennengelernt und 1976 eine Musikschule in Rheinhausen gegründet. Vor über 20 Jahren haben sie den Raum in der historischen Dorfschule für ihren Unterricht hergerichtet, inzwischen stellen sie mit ihren Kindern Tim und Lisa den Kulturtreff auf die Beine: Ein Programm mit 40 bis 45 Konzert-, Kabarett- und Comedy-Abenden pro Jahr, dazu bieten sie Vereinen, Veranstaltern oder für Familienfeiern eine Bühne.

Anfangs haben die Pügners im früheren Klassenzimmer auch selbst Kleinkunst gemacht, um ihr Programm zu finanzieren. Nachdem die Veranstaltungen aber aus allen Nähten platzten, entschloss sich die Familie „mit großer moralischer Unterstützung durch die Paten“, die alte Scheune des ehemals benachbarten Bauernhofs anzumieten und auszubauen. Sie war mal als Tanzboden, Sporthalle und Kneipe genutzt worden – die der Wirt gerüchteweise einstmals beim Pokern verlor. Sogar als Kino hatte die Scheune mal gedient. „Wir haben noch alte Vorführgeräte gefunden“, sagt Tim Pügner. Sieben alte Kinosessel wurden dazu gekauft, es ist ein Raum, in dem Alt und Neu miteinander harmonieren. Und auch der Name „Kulturspielhaus“, mit dem das Haus als Eventlocation vermarktet wird, ist von „Lichtspielhaus“ inspiriert.

Hinter der einstöckigen Backsteinfassade wurden einst die Schüler des Dorfs Rumeln unterrichtet.
Hinter der einstöckigen Backsteinfassade wurden einst die Schüler des Dorfs Rumeln unterrichtet. © Arnulf Stoffel

Die kernsanierte „Bruchbude“ ist ein gemütlicher Saal für maximal 130 Besucher mit Theke, Sofaecke und Café-Tischen, an denen sich „Dorfbewohner“ wie Radler gern stärken, wie überhaupt das Fahrrad ein wichtiges Verkehrsmittel für die Anfahrt ist. Vor allem natürlich im Sommer, wenn etwa unter freiem Himmel die „Hofkonzerte“ einladen, die der ehemalige Leiter der Bezirksbibliothek Rheinhausen, Peter Lufen, mit organisiert hatte und die nach Rumeln umgezogen sind.

Ein „Edelstein“ im Veranstaltungskalender sei das gemütliche Jazzcafé an Sonntagen, sagt Delia Rosenberger-Pügner; das nächste bestreiten am 24. Februar Reinhard Küpper & Friends New Orleans Quintett.

Die New Orleans Jazz Band of Cologne hatte im Oktober Stargast Tricia Boutté mitgebracht.
Die New Orleans Jazz Band of Cologne hatte im Oktober Stargast Tricia Boutté mitgebracht. © Arnulf Stoffel

Zu den Stammgästen zählen Duisburgs Kabarettist Kai Magnus Sting, der auch sein Kind zum Unterricht bringt, und Mitsing-Aktivistin Anja Lerch. Wolfgang Trepper und Faisal Kawusi haben sich hier ausprobiert, bevor sie über Agenturen vermarktet wurden und ins TV einzogen. „Dann wird’s zu teuer“, sagt Tim Pügner. Delia Rosenberger-Pügner räumt ein, dass „man schon kämpfen muss“. Dabei bringen die Pügners ihre liebevolle Betreuung ins Spiel. Obstteller, Getränke, kleine Geschenke: „Die Künstler müssen sich wohlfühlen.“

Öffentliche Förderung nur für die Hofkonzerte

Schließlich gibt es außer der städtischen Förderung der Hofkonzerte keine Mittel von der öffentlichen Hand. „Unserer größte Unterstützung sind die Besucher, die Karten kaufen.“ Inzwischen gebe es sogar Stammgäste, die zu jeder Veranstaltung kommen und nicht mehr in die Innenstadt fahren, weil sie sich hier kulturell gut versorgt fühlen. Aber auch Fans aus Frankfurt oder Osnabrück reisen an, zumal wenn ihre Lieblingskünstler auf der Bühne stehen. „Kabarett und Comedy kommen am besten an, Musik hat es schwer.“ Auch deswegen ist man breit aufgestellt und vermietet Räume etwa an eine Tanzschule, Bildungsanbieter oder Privatleute.

Während Delia Rosenberger-Pügner und ihr Mann weiter die Musikschule betreiben, an der inklusive der Dependance in Rheinberg rund 1000 Schüler vom Elementarbereich bis zu Erwachsenen unterrichtet werden, teilt sich Tochter Lisa auf zwischen Unterricht und Kulturtreff. Tim Pügner kümmert sich ausschließlich um die Leitung, managt den Kulturtreff wirtschaftlich und technisch: „Wir stemmen das hier selber.“

>>> Programm auch für Kinder

70 bis 80 Prozent der Veranstaltungen im Kulturtreff sind ausverkauft, sagt Tim Pügner. Ein Blick auf den Jahresanfang: Ausverkauft ist der 13. Januar, wenn die WDR-2-Welterklärer von Copacabana mit „Kling interessant, isses aber nich“ zu Gast sind.

Am 18. Januar wird das Comedy-Duo Thekentratsch – Becker und Frau Sierp – mit seinem Programm „So jung kommen wir nie mehr zusammen“ aufschlagen. Auch am 27. Januar wird’s komisch, wenn Jens Heinrich Classen sagt „Ich komm schon klar“ – und sein Publikum einlädt, mit ihm gemeinsam über all das zu lachen, worüber man sich zuhause allein die Augen ausweinen würde.

Musik für Kinder gibt es am 3. Februar um 11 Uhr mit „Piraten und anderen Wasserratten“. Dann stoßen Paule, der Baggerseepirat mit Kakadu und Ratte in See zum fürchterlich gruseligen Tiefseeungeheuer Zampedusel. Das Studio-Orchester Duisburg gastiert am 16. Februar mit Kammermusik von Bach bis Jazz.

Das Forum Mittendrin des Bistums Münster ist mit seinem Bildungsprogramm ebenfalls zu Gast im Kulturspielhaus. Am 17. Januar liest der Journalist und Buchautor Dr. Franz Alt aus seinem Buch im Frühjahr 2018 erschienenen Buch „Der Appell von Jesus an die Welt: Liebe und Frieden sind möglich“; musikalisch begleitet wird die Lesung durch den Pianisten Marius Furche.