Duisburg. Der Bericht “Zahngesundheit 2020“ fasst Ergebnisse aus drei Schuljahren in Duisburg zusammen. So schlecht sind die Zähne bei Kita-Kindern.
An den Zähnen zeigt sich, welche Rolle die Gesundheit in Familien spielt. Und da gibt es bei der Vorbeugung und Therapie von Karies bei Kindern und Jugendlichen in Duisburg noch viel Luft nach oben. Das geht aus dem Bericht "Zahngesundheit 2020" hervor, der Daten aus den vergangenen drei Schuljahren präsentiert.
Nachdem die Berichte in den vergangenen zwei Jahren die Gesundheit der zugewanderten Kinder sowie der Erstklässler beleuchtet haben, geht es diesmal um die Zahngesundheit der Duisburger Kinder, die in Kindergärten, Grund- und Förderschulen untersucht werden. Ein Ergebnis: Bis zum Alter von drei Jahren sind die Zähne noch ziemlich gesund, ab drei Jahren nagt der Karies an den Milchzähnen. Das bringt auch die bleibenden Zähne in Gefahr.
Über drei Schuljahre wurden Daten von 52 000 Kindern erhoben
In Duisburg bestätigt sich das Ergebnis wissenschaftlicher Untersuchungen, dass Kinder aus ärmeren und bildungsfernen Familien schlechtere Zähne haben als Kinder aus besser gestellten Familien. Der Gesundheitsbericht basiert auf Daten des zahnärztlichen Dienstes (ZÄD) der Stadt, die in den drei Schuljahren von 2016/17 bis 2018/19 bei den Untersuchungen und Prophylaxe-Veranstaltungen in Kitas und Schulen erhoben wurden. 2018/19 wurden fast 2000 Kinder in 40 Kitas von niedergelassenen Zahnärzten untersucht, finanziert vom Arbeitskreis zahnmedizinische Prophylaxe. Insgesamt wurden über die drei Schuljahre Daten von nahezu 52 000 Kindern ausgewertet.
2018/19 stieg die Zahl der insgesamt untersuchten Kinder gegenüber den Vorjahren um gut 1000 auf 18 043. Zusammen gerechnet wurden etwa 63 Prozent aller Kita- und Grundschulkinder sowie Förderschüler (von der ersten bis zur zehnten Klasse) untersucht. Mit Gruppen-Veranstaltungen, bei denen Ernährung und Zahnputz-Training auf dem Stundenplan stehen, wurden 75 Prozent erreicht.
Schon 20 Prozent der Kita-Kinder haben Karies
Bei den Kita-Kindern sind die Zähne noch zu 73 Prozent "naturgesund", also kariesfrei, bereits 20 Prozent wurden mit kariösen Zähnen als "behandlungsbedürftig" eingestuft, 6 Prozent als "saniert", die Zähne also entweder gefüllt oder gezogen. Die Zahlen blieben über die drei Schuljahre konstant. Das bedeutet, dass seit 2016 jedes fünfte Kita-Kind ein unbehandeltes kariöses Gebiss hat. Bei den Grundschulkindern sieht es deutlich schlechter aus. Hier hatte 2018/19 nicht einmal jedes zweite untersuchte Kind noch ein gesundes Gebiss.
Bei den Förderschülern hat sich der Zustand der Zähne in den vergangenen drei Jahren verschlechtert. Der Anteil der Schüler mit gesunden Zähnen sank um 3,4 Prozent, etwa gleich groß war der Zuwachs bei Schülern mit behandlungsbedürftigen Zähnen. Wobei von den zwölf Duisburger Förderschulen in den vergangenen drei Schuljahren nur fünf bis sieben regelmäßig besucht wurden.
Arme und Zugewanderte sind gesundheitlich benachteiligt
Der Gesundheitsbericht bestätigt, dass Hochfeld und Marxloh mit einem hohen Anteil armer und zugewanderter Familien benachteiligte Stadtteile sind. An manchen Grundschulen gebe es mit fast 68 Prozent einen "erschreckend hohen Anteil" von Kindern mit Karies. Arm, nicht krankenversichert und ein anderes Verständnis von Gesundheit spielten bei Kriegsflüchtlingen oder Zuwanderern aus Südosteuropa wohl eine Rolle, so der Bericht. Und beim wöchentlichen kostenlosen Angebot "Malteser Medizin für Menschen ohne Krankenversicherung" gebe es keinen Zahnarzt.
Während sich die Mundgesundheit bei Kindern und Jugendlichen bundesweit seit 1989 deutlich verbessert habe und der positive Trend anhalte, verschlechtere sich in Duisburg die Lage seit 2013/14, so der Bericht. Erst jetzt stagniere diese Entwicklung langsam.
>>>Putzen und Fluor beugen vor
Verbessern ließe sich die Zahngesundheit - neben mehr Einsätzen von Zahnärzten in den Einrichtungen - vor allem durch regelmäßiges Zähneputzen in Kitas (in etwa einem Drittel gehört es zum Alltag) und den Schulen etwa im Rahmen des Offenen Ganztags.
Nachholbedarf gebe es bei der lokalen Fluoridierung, die in Duisburg wegen Personalmangels nicht durchgeführt werde. Duisburg gehöre zu den wenigen Städten in NRW, die diese einfache und wirksame Vorbeugungsmaßnahme nicht einsetze.