Der international renommierte Künstler Michael Schoenholtz aus Duisburg

Wie Wilhelm Lehmbruck ist Michael Schoenholtz in Meiderich aufgewachsen. Wie Lehmbruck zog es ihn fort aus Duisburg. Schoenholtz ging als 20-Jähriger 1957 zum Studium nach Berlin und lebt heute in der Nähe des Hauses, in dem Lembruck seinem Leben 1919 ein Ende setzte. Wie nahe sich die Künstler sind, zeigt die kleine Ausstellung „Intervention mit Lehmbruck”, die im und um den Lichthof im Lehmbruck Museum zu sehen ist. Dazu würdigen drei weitere Ausstellungen den international renommierten Künstler: im Museum Morsbroich in Leverkusen (bis 7. Februar), im Museum Heilbronn (bis 4. Oktober) und im Georg-Kolbe-Museum in Berlin (bis 13. Juni).

Schon 1977 und 2002 waren hier Schoenholtz-Werke zu sehen. Anlass ist diesmal das Erscheinen seiner Werkverzeichnisse: Zwei gewichtige Bände, der eine den Skulpturen, der andere den Zeichnungen gewidmet. Wie kaum ein anderer hat Schoenholtz beide Künste so unabhängig voneinander gepflegt. Die Zeichnungen sind keine Entwürfe für die Skulpturen, sondern ganz eigenständige Arbeiten. Fast 900 Skulpturen und 1100 Zeichnungen werden vorgestellt. „Keineswegs dröge, sondern anschaulich”, wie Museumschef Dr. Christoph Brockhaus betont.

Jeweils über 300 Seiten bieten Raum für Abbildungen und machen einen enormen Schaffensdrang deutlich. Der bei seinen bildhauerischen Arbeiten dazu führen kann, dass sie verschwinden, um in einer ganz anderen Gestalt wieder aufzutauchen. „Schoenholtz ist nie zufrieden mit bestimmten Lösungen, er arbeitet mit den Skulpturen weiter – wenn man sie ihm nicht wegnimmt”, schmunzelt Dr. Babette Krimmel, Bearbeiterin der Werkverzeichnisse.

Zwar ist der Bildhauer den Weg vom Figurativen zum Abstrakten gegangen, dennoch bleibt der menschliche Körper Bezugspunkt. „Als mir schwante, dass zu viel Erzählerisches hereinkam, wollte ich das vernichten, wollte Überflüssiges und Aktualisiertes abstreifen”, schildert Schoenholtz seine Suche nach dem Allgemeingültigen. So zersägte er eine in den 70-er Jahren entstandene Figur aus Carrara-Marmor, legte die Teile dicht zusammen und versah sie mit zwei Platten. So ist „Körperbaukörper” (2004) einerseits geschlossen, zu den Seiten aber offen: Schoenholtz lässt die Figur nicht mehr „ungehindert” im Raum wirken oder ihn gar beherrschen, sondern schließt sie in einem eigenen Raum ein. „Ich könnte ohne Beziehung zur Figur nicht arbeiten und beziehe mein Regelwerk aus der Tradition”, sagt er. Das wird ganz besonders in der Gegenüberstellung mit Lehmbruck-Werken deutlich. Für die Loslösung von der Tradition steht die Wahrnehmung des Raums als eigenem plastischen Element.

„Mann” aus Museumsbesitz – ein lang gestreckter Männerkörper mit über dem Kopf ausgestreckten Armen – aus rotem Sandstein zeigt, welche Ergebnisse Schoenholtz 1967 erzielt hat. „Kreuzung” (2005) ist die jüngste Arbeit, ein kompakter Marmorblock, in seinem oberen Teil aufgebrochen und „körperlicher” gerundet.

Ganz deutlich wird der Bezug zum Figürlichen in Kohlezeichnungen wie „Hand” aus dem Jahr 1998.