Der Theater-Jugendclub "Spieltrieb" zeigt "Hautnah"
Patrick Marbers Beziehungsreigen „Hautnah” gehört beinahe zu den Klassikern des zeitgenössischen Theaters und wurde mit Julia Roberts und Jude Law verfilmt. Umso mutiger ist das Unterfangen von Spieltrieb, dem Jugendclub am Duisburger Theater, „Hautnah” in einer Eigenproduktion im Foyer III auf die Bühne zu bringen. Die Premiere wurde mit viel Beifall belohnt.
Thema ist der permanente Wandel, den die Beziehungen der vier Figuren, zwei Frauen und zwei Männer, durchmachen: Nachrufautor Dan lernt bei einem Unfall die Stripperin Alice kennen, der Arzt Larry trifft die Fotografin Anna bei einem von Dan eingefädelten Date in einem Aquarium. Die Figuren finden sich, und ebenso schnell, fast reflexartig, betrügen und trennen sie sich, gehen neue Beziehungen ein, die ebenfalls scheitern.
Eigentlich ist nach gut einer Stunde, wenn die erste Trennung über die Bühne gegangen ist, die Luft raus: Das Fremdgehen und Demütigen könnte ewig so weiter gehen und würde es auch, wenn Autor Marber nicht eine der Figuren sterben lassen würde. Trotzdem hat Marber in seiner modernen Variante von Schnitzlers „Reigen” und deLaclos „Gefährliche Liebschaften” pointierte Dialoge und Sentenzen geschrieben, die im Gedächtnis bleiben, wie: „Lügen ist der größte Spaß, den ein Mädchen haben kann, ohne sich auszuziehen!” Für den kleinen Raum hat Anja Müller ein scheinbar einfaches Bühnenbild entworfen, das schnelle Szenenwechsel ermöglicht: Dank einer großen Videowand befinden wir uns mal in einer Galerie, im Krankenhaus, einem Aquarium oder sogar im Internet.
Regisseur Michael Steindl hat mit seinen vier jungen Darstellern ein intensives Kammerspiel entwickelt, in dem die Akteure dann am stärksten sind, wenn sie ihre Verletzlichkeit offenbaren und nicht bloß eine Maske aus Zynismus und Verachtung vor sich her tragen. Stefan Kolkenbrock, der in seinem Aussehen an Viggo Mortensen erinnert, gibt den Dan anfangs als lässigen Playboy, der weiß, wie man Frauen manipuliert. Richtig groß wird er, wenn er auch die Schwächen seiner Figur zeigt. Behzad Sharifi stellt den Arzt Larry anfangs zu sehr aus, geht aber schließlich in seinem großen Verzweiflungsausbruch ganz in der Rolle auf. Souverän spielt Hanna Kertesz die Stripperin Alice, ihr Flirten, ihre Arroganz, aber auch ihre Zerbrechlichkeit. Jenny Lauch ist am stärksten, wenn sie ihre Verachtung und Abscheu vor den Männern und ihren Spielchen zeigt.