Duisburg. Helena Hasenkox und ihre Freunde bieten eine Heimat - für Weitgereiste, die zwischendurch mal wieder in Duisburg sind und für Kreative, die mit guten Ideen Duisburg nach vorne bringen wollen. Die 32-Jährige hat ein Haus in Hochfeld gekauft. Dort wird nicht nur gewohnt, sondern auch Yoga angeboten.
„Hausprojekt“ steht an der Klingel des grauen Altbaus an der Johanniterstraße. Vor kurzem hat im Erdgeschoss das Café „Krümelküche“ eröffnet. Darüber wohnt eine Wohngemeinschaft. Sechs junge Leute, alte und neue Duisburger, teilen sich das Haus.
Teil der Idee: Neben privaten Gemächern gibt es einen Yoga-Raum, fast schon ein Saal, in dem Hausbesitzerin Helena Hasenkox zu Meditationen einlädt. Ihr Mitbewohner Sebastian Sfeir bietet manchmal Capoeira, einen brasilianischen Kampftanz, an. Statt Fernsehabenden gibt’s Konzerte oder Werkeln im Kreativraum. Helena Hasenkox, die viel reiste und zeitweise in Berlin wohnte, hat schon immer von so einem Projekt geträumt. „Die Zeit in Berlin war cool, ich hab auch viele liebe Leute kennen gelernt, aber viele meiner Freunde waren eben in Duisburg. Als ich wieder zurückkam, wollte ich ein bisschen von den Ideen, die ich unterwegs gesammelt habe, in Duisburg verwirklichen.“ Eine davon: ein offenes Haus. „Wir sind eine Homebase für alle, die wieder für eine Zeit hier leben wollen.“
Mit ihrem besten Freund Robin Gottlieb schmiedete sie die Pläne für die WG. „Am Anfang haben wir von einem alten Fabrikgelände geträumt.“ Doch dann fand Helena Hasenkox das Haus in Hochfeld. Sie fragte Architekten, schrieb ein Konzept für die Bank, holte Kostenvoranschläge ein. „Ich bin damit voll in die Fußstapfen meines Vaters getreten, der hat auch mal ein altes Haus mit Industriegelände in Duissern umgebaut. Da waren immer Freunde und Nachbarn zu Besuch, das war toll“, erinnert sich die studierte Modedesignerin, die derzeit bei einer Hausverwaltung und als Yogalehrerin arbeitet.
Den Umbau stemmten sie, Robin und Freunde gemeinsam. Im Keller musste Schwamm entfernt werden, die Fenster wurden erneuert, Balken rausgerissen, Leitungen gelegt. Die schönen alten Kacheln in der Küche wurden erhalten. Davor steht ein alter Bollerofen. „Als es hier noch keinen Strom gab, haben wir uns darauf die ersten Mahlzeiten gekocht“, erzählt sie.
Das Zimmer von Robin Gottlieb ist dekoriert mit Erinnerungsstücken. In einer Schale liegen Steine, gesammelt in aller Welt. Unter dem Hochbett trocknen Kräuter. Der Biologe sammelt sie in den Rheinwiesen und verarbeitet sie zu Tees und Pulver. Zuletzt hat er ein Semester auf Hawaii verbracht. Im Haus fühlt er sich wohl. „Wir sind alle tolerant. Natürlich gibt es immer Reibungspunkte, aber wir sprechen die Dinge dann an.“ Einmal in der Woche gibt es einen WG-Abend, bei dem sich alle zusammensetzen, über Projekte sprechen – und sich danach jeder für eine halbe Stunde Besen und Lappen schnappt zum Putzen.
Sebastian Sfeir hat mit der WG sein zu Hause gefunden. Der 26-Jährige kam zum Maschinenbaustudium nach Duisburg. „Duisburg ist keine typische Uni-Stadt, viele sind nach Hause gependelt.“ Die Leute seien offen, trotzdem sei es manchmal schwer, in bestehende Freundeskreise hineinzukommen. Dabei schätzt der Pfadfinder den Zusammenhalt. Weil es in Duisburg keine aktive Gruppe gab, hat er eine eigene gegründet. Irgendwann probierte er außerdem Capoeira aus. So lernte Sebastian seine heutigen Mitbewohner kennen. „Hier wohnen nur Freunde von Freunden“, sagt Helena Hasenkox. Viele kennen sich aus anderen kreativen Projekten oder gemeinsamen Hobbys. „Es ist einfach schön, nach Hause zu kommen und jemand fragt, wie der Tag war. Oder wenn man in der Prüfungsphase steckt, dass einer mitkocht“, findet Sebastian.
Was die Bewohner allerdings verbindet: Ein bisschen sind sie immer auf dem Sprung – zum nächsten Projekt oder zur nächsten Reise.
„Uns war von vorneherein klar, dass wir in dem Haus auch eine öffentliche Etage haben wollen“, erklärt WG-Gründerin Helena Hasenkox. Es war deshalb ein schöner Zufall, dass Dennis Strillinger und Sarah Köhnecke eine Bleibe für ihr Café suchten.
Erfolgreicher Trödelmarkt
Im Garten sollen Hochbeete und Gewächshäuser entstehen. „Wir überlegen, ob wir das nicht für den kompletten Stadtteil öffnen und anderen anbieten, mit uns zu gärtnern“, überlegen die WG-Bewohner. Auch Solarzellen sollen am Haus noch zum Einsatz kommen.
Die WG-Bewohner ernähren sich übrigens alle vegetarisch. „Wir wollen nicht, dass totes Tier bei uns im Kühlschrank liegt“, sind sie sich einig. Und wer doch mal Lust auf einen Burger habe, der konsumiere den eben auswärts.
Ein Trödelmarkt, den sie im Hof veranstaltet haben, war bereits ein voller Erfolg. „Duisburg braucht solche Initiativen“, ist Helena Hasenkox überzeugt.
Termine werden in der Facebook-Gruppe „Duisburger Stadtkinder“ verkündet. Sie will ein bisschen vom Berliner Flair, beispielsweise des Mauersparks, in ihre Heimatstadt bringen. Schließlich seien die Parks in der Hauptstadt immer belebt. Und es funktioniert. Einmal habe sie bei den Stadtkindern bekannt gegeben, dass sie mit einem Seil auf dem Kaiserberg sei. Prompt kamen ein paar Familien mit Kindern.