Nach der NPD-Affäre versucht die „Alternative für Deutschland“ weiterhin ihre in Ungnade gefallene Führungsspitze loszuwerden: Jetzt ist Holger Lücht zumindest schon einmal das Amt des Fraktionsvorsitzenden los. Die beiden anderen Mitglieder der dreiköpfigen AfD-Fraktion, Alan Imamura und Marion Stöbbe, haben ihn jetzt abgewählt.

„Holger Lücht hat mit seinem Verhalten die AfD in ein falsches Licht gerückt. Dies ist nicht tolerierbar und destruktiv für jegliche weitere Zusammenarbeit“, begründet Stöbbe die Abberufung: „Eine weitere Vertretung der Duisburger AfD-Fraktion durch Holger Lücht ist unter diesen Umständen nicht länger tragbar.“

Es ist ein weiteres Zeichen, mit dem die AfD versucht wieder zurück unter den Deckmantel der Bürgerlichkeit zu schlüpfen, nachdem sie im Rat die rechtsextremen Parteien NPD und ProNRW unterstützte und ihnen damit zu Sitzen in den Aufsichtsgremien verhalf. An der Konstellation ändert das aber vorerst nichts: Holger Lücht, der den geforderten Rücktritt ablehnt, gehört auch weiterhin zur AfD-Fraktion.

Am 2. November geht der Abwahlkrampf dann weiter: Für dann ist die eilig einberufene außerordentliche Mitgliederversammlung terminiert: Zwar wird Lücht dort wohl auch seine Parteiämter als Vorsitzender und Delegierter verlieren — ein Rauswurf aus der Partei ist das allerdings nicht. So könnte Lücht sogar weiter für die AfD im Rat sitzen.

Die Mitgliederversammlung wird auch nicht verhindern, dass Lücht als Delegierter am Samstag zum Landesparteitag nach Bottrop reisen und dort den Duisburger Kreisverband repräsentieren wird. Es dürfte eine unangenehme Situation werden, Lücht dürfte sich wie der rechte Rebell fühlen: Ihm gegenüber sitzt dann AfD-Landeschef Marcus Pretzell, der ihn aufgefordert hatte, die Partei zu verlassen.

In seinem Vorstandsbericht wird Pretzell wohl nicht daran vorbeikommen, auf die Nähe von AfD-Kreisverbänden zu rechten Parteien einzugehen: Die gibt es nicht nur in Duisburg, sondern auch in anderen NRW-Städten. Zu Gast wird in Bottrop auch Parteichef Bernd Lucke sein, der bundesweit reichlich Ärger mit seinen rechtslastigen Kräften hat. Deren Parolen und Äußerungen sorgen landauf und -ab immer wieder für Empörung. Zuletzt bezeichnete Bundesfinanzminister Schäuble die AfD gar als „Schande für Deutschland“.

In Duisburg hat die AfD drei Sitze im Rat, nachdem sie bei der Wahl im Mai stadtweit auf 3,5 Prozent kam, im Norden sogar auf vier bis acht Prozent. Vor allem der CDU hatte die AfD Stimmen abgeworben. Bezeichnend: Das 4000. AfD-Mitglied in NRW, das Landeschef Pretzell vor wenigen Tagen persönlich begrüßte, erklärte zu seinem Parteieintritt: „In der nach links gerückten CDU fühlte ich mich nicht mehr zuhause.“