Duisburg. Den Einbrecher festnehmen, wenn er die Wohnung betritt? Mustererkennung, so genanntes „Data Mining“ und modernste Prognose-Programme der Polizei sollen dies einmal möglich machen. Und der Ballungsraum Duisburg könnte dafür die Musterstadt werden.

Das Land Nordrhein-Westfalen will als erstes Bundesland speziell entwickelte Computer-Software für die „vorausberechnende Verbrechensbekämpfung“ („Predicting policing“) einsetzen, um im Kampf gegen mobile Einbruchsbanden endlich besser gewappnet zu sein. Und der Großraum Duisburg, so erklärte Dieter Schürmann, Landeskriminaldirektor im Ministerium für Inneres und Kommunales NRW bereits vor ein paar Wochen auf einem Polizeikongress in der Landeshauptstadt, könnte zusammen mit der Millionenstadt Köln zum Testgebiet für diese Polizeiarbeit neuen Stils werden.

Schlagkräftige Methoden gesucht

Denn ein Blick auf das vergangene Einbruchs-Wochenende in Duisburg, an dem wieder zwölf Wohnungen im Stadtgebiet von Unbekannten heimgesucht wurden, die dabei Schmuck und Bargeld mitgehen ließen, lässt das „Predicting policing“ als eine interessante Vision erscheinen.

Während der Innenminister gestern wieder zu einer eher traditionellen Aktionswoche zum „Schutz vor Wohnungseinbruch“ mit einer Reihe von Info-Ständen in den Stadtteilen und am Burgplatz sowie zu Sonderaktionen aufgerufen hat, wird im LKA unterdessen langfristig an neuen, schlagkräftigen Methoden im Kampf gegen die organisierte, mobile Einbruchskriminalität getüfftelt.

12 Einbrüche am Wochenende

Polizeiarbeit bedeutet nach Worten von Landeskriminaldirektor Schürmann, „sich auch auf das gewisse Gefühl im Bauch verlassen zu können.“ Doch gerade dieses polizeiliche Bauchgefühl lasse sich mit Hilfe moderner Technik noch deutlich verbessern. Es gehe darum, Tatorte und Taten auf Basis moderner IT und vorhandener Datenquellen vorherzusehen und somit vor den Tätern am Tatort sein zu können.

Im Kern gehe es darum, mit Hilfe des Computers Informationen über das Verhalten der Täter bei vergangenen „Brüchen“ zu analysieren, dabei ihre Logik und gewisse Muster zu erkennen und zu folgern, wann wo und wie sie demnächst zuschlagen werden. Schürmann: „Mobile Tätergruppen nutzen beispielsweise häufig in Großbritannien oder Irland zugelassene Lastwagen und in baltischen Ländern registrierte Telefonkarten.“ Würde man diese Informationen aktuell mittels vorhandener Mittel, etwa der automatischen Kennzeichenerkennung, verknüpfen, so könnte man mögliche Tatorte und Tatzeiten vorhersehen.

Bayern setzt auf Oberhausen

„Stellen wir an einem Ort das gleichzeitige Aufkommen ausländischer Lkw und die Verwendung ebenso ausländischer Telefonkarten fest und das in Bereichen, die sich für mobile Einbruchtäter aufgrund ihrer Lage, etwa in Grenznähe oder Nähe der Autobahn, besonders eignen, sollte man aufmerksam werden“, visionierte Schürmann.

Man stehe aber mit dem Projekt der vorschauenden Verbrechensbekämpfung noch „ganz am Anfang“, erklärte dazu gestern ein Sprecher der Duisburger Polizei. Eine ursprünglich begonnene Zusammenarbeit mit dem Oberhausener „Institut für musterbasierte Prognosetechnik“ sei aber mittlerweile beendet. Das Land NRW sucht derzeit europaweit nach einer neuen, geeigneten Prognose-Software. Auch müssen die Datenschützer erst noch zu Worte kommen.

Bekämpfung der Einbruchskriminalität

Das Institut aus Oberhausen hatte aber beispielsweise den schweizerischen Städten Basel und Zürich zu beachtlichen Erfolgen in der Bekämpfung der Einbruchskriminalität verholfen. Mehr als 80 Prozent der Prognosen des Warnsystems „Precobs“ erwiesen sich dort als zutreffend. Weswegen sich die Einbruchsfälle dann innerhalb von sechs Monaten um 40% verringerte. Jetzt will auch der Freistaat Bayern mit Hilfe der Oberhausener Software Jagd auf mobile Einbrecherbanden machen.